Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Robin Bormuths ungeliebtes Déjà-vu
Der Innenverteidiger spielt gut, wird aber vor Wolfsburgs 1:1 getunnelt. Gleiches passierte ihm auch bei Fortunas letztem Heim-remis vor 495 Tagen.
6. Mai 2018. Fortuna ist bereits aufgestiegen, führt im letzten Zweitliga-heimspiel gegen Holstein Kiel 1:0. Eine knappe Viertelstunde vor dem Ende dringt Kiels Marvin Ducksch, später für ein Jahr in Düsseldorf, in den Strafraum ein. Mit etwas Glück bugsiert er den Ball durch die Beine von Robin Bormuth und trifft zum 1:1-Endstand.
13. September 2019. Fortuna führt gegen den VFL Wolfsburg 1:0. Diesmal ist es Josip Brekalo, der in den Düsseldorfer Strafraum sprintet, und auch er spielt Bormuth durch die Beine. Der dahinter postierte Wout Weghorst schießt zum 1:1 ein, wieder ist es der Endstand.
Mehr als 16 Monate liegen zwischen diesen beiden Szenen, 495 Tage genau. Das Kuriose dabei: Das 1:1 gegen Wolfsburg ist Fortunas erstes Unentschieden auf eigenem Platz seit jenem Kiel-spiel. Und dass Bormuth an beiden Ergebnissen fast mit Blaupause beteiligt war, ist die skurrile Fußnote der Geschichte.
Logisch, dass Fortunas Innenverteidiger keinen Gefallen an diesem Déjà-vu fand. „So etwas passiert“, sagte er zähneknirschend. „Es ist der typische Zweikampf: Der Innenverteidiger kommt raus, die Beine gehen irgendwann auf, man muss ja einen Schritt machen. Der Gegner spielt den Ball gegen mein Bein, vielleicht noch mal gegen seins, ich weiß es gerade gar nicht genau – und dann geht er durch. In der Mitte ist dann natürlich Unterzahl, und Weghorst schießt das Ding rein. Das sind Sachen, die passieren leider, aber abgesehen davon war ich mit meinem Spiel ziemlich zufrieden.“
Das durfte der 23-Jährige grundsätzlich auch sein. „Robin war sehr solide“, befand Sportvorstand Lutz Pfannenstiel. „Er hatte es ja in Wout Weghorst mit einem regelrechten Tank zu tun, einem körperlich unglaublich starken und unangenehmen Gegenspieler. Wenn es um die Zielspieler vorne drin geht, ist Weghorst momentan einer der Spieler, die am schwersten zu verteidigen sind. Robin hat sich reingebissen und viel für das Team gearbeitet.“
In der Tat: Bormuth gestattete Weghorst sehr wenig Raum, klebte förmlich am niederländischen Torjäger, der mitunter schon entnervt schien. Nur eben nicht in dieser einen Szene in der 29. Minute, doch der Trost kam aus berufenem Munde. „Robin hat das hervorragend gemacht“, lobte Friedhelm Funkel, auch wenn er anfügte: Beide Tore waren mit Sicherheit zu vermeiden.“
Dass Bormuth von Beginn an auf dem Platz stand, resultierte aus dem Bauchgefühl Funkels, Kasim Adams sei noch nicht fit genug, den erkrankten Andre Hoffmann zu vertreten. „Es war für mich nichts Neues, als der Trainer auf mich zukam und sagte, dass ich spiele“, berichtete der gebürtige Darmstädter. „Das war in den vergangenen drei Jahren immer wieder so, und er weiß, dass er sich auf mich verlassen kann. Es ist aber ein schönes Gefühl, wenn der Trainer einem das Vertrauen schenkt.“
Dabei wollte er jedoch nicht verhehlen, dass er mit seiner Rolle als Innenverteidiger Nummer vier nicht dauerhaft zufrieden sein kann: „Ich bin ein verdammt ehrgeiziger Typ. Dass ich die ersten Partien jetzt nicht gespielt habe, hat mich noch einmal ein bisschen reifen lassen. Ich versuche einfach, so hart zu arbeiten und mir den Arsch aufzureißen, bis der Trainer irgendwann nicht mehr um mich herumkommt.“
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