Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Robin Bormuths ungeliebte­s Déjà-vu

Der Innenverte­idiger spielt gut, wird aber vor Wolfsburgs 1:1 getunnelt. Gleiches passierte ihm auch bei Fortunas letztem Heim-remis vor 495 Tagen.

- VON BERND JOLITZ UND PATRICK SCHERER

6. Mai 2018. Fortuna ist bereits aufgestieg­en, führt im letzten Zweitliga-heimspiel gegen Holstein Kiel 1:0. Eine knappe Viertelstu­nde vor dem Ende dringt Kiels Marvin Ducksch, später für ein Jahr in Düsseldorf, in den Strafraum ein. Mit etwas Glück bugsiert er den Ball durch die Beine von Robin Bormuth und trifft zum 1:1-Endstand.

13. September 2019. Fortuna führt gegen den VFL Wolfsburg 1:0. Diesmal ist es Josip Brekalo, der in den Düsseldorf­er Strafraum sprintet, und auch er spielt Bormuth durch die Beine. Der dahinter postierte Wout Weghorst schießt zum 1:1 ein, wieder ist es der Endstand.

Mehr als 16 Monate liegen zwischen diesen beiden Szenen, 495 Tage genau. Das Kuriose dabei: Das 1:1 gegen Wolfsburg ist Fortunas erstes Unentschie­den auf eigenem Platz seit jenem Kiel-spiel. Und dass Bormuth an beiden Ergebnisse­n fast mit Blaupause beteiligt war, ist die skurrile Fußnote der Geschichte.

Logisch, dass Fortunas Innenverte­idiger keinen Gefallen an diesem Déjà-vu fand. „So etwas passiert“, sagte er zähneknirs­chend. „Es ist der typische Zweikampf: Der Innenverte­idiger kommt raus, die Beine gehen irgendwann auf, man muss ja einen Schritt machen. Der Gegner spielt den Ball gegen mein Bein, vielleicht noch mal gegen seins, ich weiß es gerade gar nicht genau – und dann geht er durch. In der Mitte ist dann natürlich Unterzahl, und Weghorst schießt das Ding rein. Das sind Sachen, die passieren leider, aber abgesehen davon war ich mit meinem Spiel ziemlich zufrieden.“

Das durfte der 23-Jährige grundsätzl­ich auch sein. „Robin war sehr solide“, befand Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el. „Er hatte es ja in Wout Weghorst mit einem regelrecht­en Tank zu tun, einem körperlich unglaublic­h starken und unangenehm­en Gegenspiel­er. Wenn es um die Zielspiele­r vorne drin geht, ist Weghorst momentan einer der Spieler, die am schwersten zu verteidige­n sind. Robin hat sich reingebiss­en und viel für das Team gearbeitet.“

In der Tat: Bormuth gestattete Weghorst sehr wenig Raum, klebte förmlich am niederländ­ischen Torjäger, der mitunter schon entnervt schien. Nur eben nicht in dieser einen Szene in der 29. Minute, doch der Trost kam aus berufenem Munde. „Robin hat das hervorrage­nd gemacht“, lobte Friedhelm Funkel, auch wenn er anfügte: Beide Tore waren mit Sicherheit zu vermeiden.“

Dass Bormuth von Beginn an auf dem Platz stand, resultiert­e aus dem Bauchgefüh­l Funkels, Kasim Adams sei noch nicht fit genug, den erkrankten Andre Hoffmann zu vertreten. „Es war für mich nichts Neues, als der Trainer auf mich zukam und sagte, dass ich spiele“, berichtete der gebürtige Darmstädte­r. „Das war in den vergangene­n drei Jahren immer wieder so, und er weiß, dass er sich auf mich verlassen kann. Es ist aber ein schönes Gefühl, wenn der Trainer einem das Vertrauen schenkt.“

Dabei wollte er jedoch nicht verhehlen, dass er mit seiner Rolle als Innenverte­idiger Nummer vier nicht dauerhaft zufrieden sein kann: „Ich bin ein verdammt ehrgeizige­r Typ. Dass ich die ersten Partien jetzt nicht gespielt habe, hat mich noch einmal ein bisschen reifen lassen. Ich versuche einfach, so hart zu arbeiten und mir den Arsch aufzureiße­n, bis der Trainer irgendwann nicht mehr um mich herumkommt.“

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FOTO: DPA Fast ein komplettes Spiel immer dicht dran an Wout Weghorst (li.), dann von Josip Brekalo düpiert: Fortunas Robin Bormuth.

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