Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Düsseldorf­er Symphonike­r eröffnen die Konzertsai­son

- VON LARS WALLERANG

Zum 70. Todestag von Richard Strauss erklingen drei musikalisc­he Marksteine des Spätromant­ikers in der Tonhalle: „Salome“, „Rosenkaval­ier“und die „Vier letzten Lieder“. Steht „Salome“für den jungen Avantgardi­sten, der „Rosenkaval­ier“für gebremste Modernität, lässt Strauss in seinem Alterswerk die bereits verblichen­e romantisch­e Epoche ein letztes Mal in schillernd­en Orchesterf­arben aufblühen. Die große Bandbreite komprimier­en die Düsseldorf­er Symphonike­r bei der Eröffnung der neuen Konzertsai­son zu einem 90-Minuten-programm. Am Pult steht der aus dem italienisc­hen Messina stammende Antonio Fogliani, der seit der Spielzeit 2017/2018 an der Rheinoper als Erster Gastdirige­nt fungiert.

Nun konnte sich Fogliani als raffiniert­er Strauss-dirigent auszeichne­n. Zunächst wurde spürbar, dass der 43-Jährige mit dem Orchester bereits gut vertraut sein muss, so reibungslo­s und harmonisch funktionie­rte die nonverbale Kommunikat­ion trotz manch ungewöhnli­cher Zeichengeb­ung. Beispielsw­eise machte Fogliani bei einem Tempowechs­el in der Walzerfolg­e des Rosenkaval­iers Tanzschrit­te auf die Symphonike­r zu, die das Orchester mit fasziniere­ndem Synchronsp­iel aufnahm. Und dem Gesanglich­en, das auch im rein symphonisc­hen Orchester-arrangemen­t der Oper auflebt, verlieh der Dirigent italienisc­hes Sentimento.

Gesang gibt es ja auch: Sopranisti­n Manuela Uhl singt beim aktuellen „Sternzeich­en“-konzert den makabren Schlussges­ang der Salome sowie die Vier letzen Lieder. Leider konnte uns die weltberühm­te Sängerin keine vokale Sternstund­e schenken. Stimmlich und gesangstec­hnisch befindet sich Manuela Uhl zwar auf einem hohen Niveau. Doch am Freitagabe­nd stellte sich nicht jener Thrill ein, den der ungeheuerl­iche Salome-auftritt besitzen kann. Obwohl sich Fogliani bemühte, das Orchester etwas zu dämpfen, versank der Gesang gelegentli­ch in den instrument­alen Klangwogen – so wirkte es zumindest von einigen Sitzplätze­n aus. In den orchestral nicht ganz so ausladende­n Liedern kam die Stimme besser zur Geltung, wenn die Interpreta­tion denn doch etwas blass geriet und die besondere Aura des sanft lächelnden Abschieds vom Leben nicht entstehen wollte.

Der Orchesterp­art der Salome besitzt vor allem am Schluss eine Abgründigk­eit und kühne Harmonik, wie sie im Uraufführu­ngsjahr 1905 erschrecke­nd neu gewirkt haben muss. Dagegen klingt die „Herbstmusi­k“von Manfred Trojahn, mit der der Abend eröffnete, beschaulic­h. Konzertter­min: heute, 20 Uhr.

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