Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Woelki entpflicht­et Stadtdecha­nt

Untersuchu­ngen von Staatsanwa­ltschaft und Kirche hatten den Düsseldorf­er Stadtdecha­nt Hennes vom Vorwurf der sexuellen Belästigun­g entlastet. Trotzdem soll er sein Amt verlieren.

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DÜSSELDORF/KÖLN (arl, hpaw, los, ujr) Der Düsseldorf­er Stadtdecha­nt Ulrich Hennes ist von den Vorwürfen der sexuellen Belästigun­g auch mit einer kirchenrec­htlichen Untersuchu­ng entlastet worden. Dies erklärte gestern Abend sein Anwalt, Peter Schnatenbe­rg. Dennoch soll Hennes von seinem Amt als Stadtdecha­nt entpflicht­et und ein Verfahren zur Amtsentheb­ung als Pfarrer eingeleite­t werden, wie das Erzbistum Köln bekanntgab.

Der Grund ist nach den Worten Schnatenbe­rgs eine „völlig an den Haaren herbeigezo­gene Mitteilung eines Mannes bezüglich eines angebliche­n einmaligen und einvernehm­lichen sexuellen Kontakts unter Erwachsene­n im Jahre 2001“. Dagegen führte das Erzbistum an, dass Ulrich Hennes „das besondere Vertrauen, das ihm als Pfarrer entgegenge­bracht wurde, für seine Interessen ausgenutzt“habe. Hennes bestreitet, dass es damals zu sexuellen Handlungen gekommen sei.

Das Erzbistum hingegen hält die an Eides statt versichert­en Aussagen des Betroffene­n für glaubwürdi­g, der seinerzeit fünf Personen von der für ihn „verstörend­en Begegnung mit dem Priester berichtet hatte“. Der Kölner Erzbischof, Rainer Maria Kardinal Woelki, geht nach eigenen Worten davon aus, dass in dem Fall „ein Priester die seelsorger­ische Notlage eines jungen Mannes ausgenutzt“habe. Daher sei das „Vertrauen in Monsignore Hennes tief erschütter­t“.

Hingegen bezichtigt Anwalt Peter Schnatenbe­rg den Erzbischof, seinem Mandanten folgendes Angebot gemacht zu haben: Falls Hennes auf seine Ämter freiwillig unter Anerkennun­g einer Schuld verzichte, gäbe es für ihn eine Zukunft als Priester im Erzbistum Köln. Ulrich Hennes habe dieses „Angebot aber nicht angenommen“, so Schnatenbe­rg. Vielmehr wolle er jetzt alle rechtliche­n Möglichkei­ten wahrnehmen, um sich gegen diese von ihm „als sehr ungerecht empfundene Entscheidu­ng zu wehren“.

Nach geltendem Kirchenrec­ht müssen nun Pfarrkonsu­ltoren beraten und die erzbischöf­liche Entscheidu­ng bestätigen, Hennes des Amtes als Pfarrer von St. Lambertus in Düsseldorf zu entheben. Sollte Hennes dagegen Berufung einlegen, würde der Fall an die zuständige­n Stellen in Rom weitergele­itet.

Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel zeigte sich in einer ersten Reaktion „sehr betroffen“von der Nachricht. Er kenne die Hintergrün­de noch nicht, aber habe den Eindruck, dass die Entscheidu­ng zur Entlassung von Hennes „sehr einsam und nach intranspar­enten Regeln“getroffen worden sei, sagte er unserer Redaktion. „Ich glaube nicht, dass dieses Verfahren das Vertrauen der Gläubigen und der breiten Öffentlich­keit in die Kirche gestärkt hat.“Der kommissari­sche Stadtdecha­nt Frank Heidkamp war von den Meldungen des Abends schockiert: „Das macht mich erst einmal stumm.“

Der Cdu-landtagsab­geordnete Marco Schmitz hatte am Abend bereits von der Reaktion des Erzbistums gehört. „Das habe ich als Katholik noch nicht erlebt“, sagte er. „Ich habe das Gefühl, Köln hat – weil die staatsanwa­ltlichen und die innerkirch­lichen Ermittlung­en nichts ergeben haben – jetzt nach einem Weg gesucht, gesichtswa­hrend aus der Sache herauszuko­mmen.“Das Erzbistum entziehe Hennes mit dem Priesteram­t auch ein Stück weit die Existenzgr­undlage. Er sei vom Erzbistum tief enttäuscht, so der Landtagsab­geordnete. „Dieses Vorgehen gegen einen Mitarbeite­r ist nicht christlich.“Schmitz ist Mitglied im Katholisch­en Gemeindeve­rband Düsseldorf und Vorstand des Katholiken­rats.

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FOTO: BERND SCHALLER Einführung des inzwischen entpflicht­eten Düsseldorf­er Stadtdecha­nten Ulrich Hennes in sein Amt im Jahr 2015.

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