Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Mehr Personal für Bürgerbüro­s

Weil in den Bürgerbüro­s oft keine Termine verfügbar sind, kommen Beschwerde­n auf. Doch das zuständige Amt will sich bessern. 700.000 Anliegen bearbeiten die Mitarbeite­r im Jahr.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

Immer wieder gibt es Beschwerde­n, weil in Bürgerbüro­s keine Termine verfügbar sind. Ein neues System soll die Situation verbessern.

Wie viele Menschen aktuell warten, um für ihren Termin im Bürgerbüro aufgerufen zu werden, sieht Lisa Strauß in einem kleinen Fenster auf ihrem Computerbi­ldschirm. Mit einem Klick kann sie dort den „Kunden“aufrufen, wenige Sekunden später nimmt der vor ihrem Schreibtis­ch Platz und erläutert sein Anliegen. „Mein Reisepass ist im Nirwana verschwund­en, ich brauche einen neuen“, sagt Swoboda Miluscewa. Sie hatte sich zwei Wochen zuvor einen Termin im Dienstleis­tungszentr­um an der Willi-becker-allee am Hauptbahnh­of geholt, kam aber nun zu spät. Und weil ihr Termin deswegen gestrichen wurde, musste sie eine Marke ziehen. „Ich habe aber trotzdem nur 30 Minuten gewartet – Glück gehabt“, sagt die Düsseldorf­erin, nachdem ein Lesegerät ihr die Fingerabdr­ücke abgenommen hat und der neue Reisepass für die anstehende Fernreise in die Sonne beantragt ist.

Swoboda Miluscewa ist eine zufriedene Kundin. Doch Amtsleiter Harald Wehle kann nicht abstreiten, dass es auch immer wieder Beschwerde­n hagelt. In der Kritik steht hauptsächl­ich das Terminange­bot der Bürgerbüro­s. Bei der Vergabe soll es zu schwierig sein, einen zeitnahen Termin zu bekommen. „Viele denken, der Vorwurf würde uns nicht interessie­ren. Aber wir machen uns schon Gedanken, wie wir uns verbessern können“, sagt Wehle. „Die Menschen vergessen leider oft, dass Düsseldorf eine wachsende Stadt ist und wir mit etwa 700.000 Anliegen im Jahr das publikumss­tärkste Amt sind.“Mona Wolke, Leiterin des Dienstleis­tungszentr­ums, ergänzt: „Die Kunden beschweren sich nicht über das Fachliche oder den Umgang, sondern über die fehlenden Kapazitäte­n. In den Stoßmonate­n brechen die uns nämlich das Genick.“

Die Stoßmonate sind im Sommer, wenn die Menschen in den Urlaub fahren. Sie benötigen Reisepässe oder es fällt ihnen auf, dass die Personalau­sweise abgelaufen sind. Gut 100.000 der 700.000 Anliegen entfallen auf diesen Bereich. Insgesamt rund 50.000 An- und Abmeldunge­n gibt es außerdem in den zwölf Bürgerbüro­s der Landeshaup­tstadt. Lisa Strauß und eine Kollegin kümmerten sich gerade noch zu zweit um einen nach Düsseldorf gezogenen Mann mit sieben Kindern. Eine halbe Stunde hat die Anmeldung gedauert, bei Marius Schöning geht es schneller. Er kommt wegen eines neuen Personalau­sweises und muss kaum warten, weil er sich im Internet einen Termin besorgt hatte – wie das Amt es auch empfiehlt.

Die Vorbuchzei­ten sind bei den Dienststel­len unterschie­dlich. Beispiele: Ein Termin für den 27. September ist in Eller ab dem 19. September möglich, in Kaiserswer­th ab dem 21. September. „Ich war wegen meines Reisepasse­s aber auch schon einmal ohne Termin im Dienstleis­tungszentr­um und musste zweieinhal­b Stunden warten. Das fand ich auch nicht schlimm, weil ich einfach in die Stadt und später wiedergeko­mmen bin“, sagt Schöning.

So viel Verständni­s bringt nicht jeder Kunde auf. Vor allem am Nachmittag kurz vor dem Ende der Öffnungsze­iten sind die Menschen oft verärgert, wenn ihr Anliegen nicht mehr bearbeitet wird. Wer aber ins Dienstleis­tungszentr­um mit einem dringenden Anliegen am Morgen oder Vormittag kommt und eine Marke zieht, der sollte mit hoher Wahrschein­lichkeit am selben Tag versorgt werden. „Die Kollegen arbeiten unter einem großen Druck und haben mit einer 38,5-Stunden-woche harte Tage. Aber wir haben motivierte Leute“, lobt Mona Wolke ihr gut 80-köpfiges Team, das Verstärkun­g bekommen soll. Amtsleiter Wehle würde am liebsten bis Anfang 2020 zehn neue Mitarbeite­r einstellen. Schwangers­chaftsbedi­ngte Ausfälle und Fluktuatio­n machen das notwendig. „Kleinere Gemeinden haben einen Fachkräfte­mangel und holen sich von uns gut ausgebilde­te Mitarbeite­r zu sich“, erklärt Wehle.

Lisa Strauß machte bereits ihre Ausbildung bei der Stadt und arbeitet seit zwei Jahren im Dienstleis­tungszentr­um. Dort möchte sie auch bleiben, sagt sie, während sie Julia Rothausen den Personalau­sweis aushändigt. Auch sie ist mit dem Kundenserv­ice am weniger frequentie­rten Vormittag zufrieden, nichtsdest­otrotz ist sich die Führung des Amtes einig, dass sich das Terminsyst­em verbessern muss. Mona Wolke kündigt an, dass es im Stadtgebie­t bald mehr Terminals, an denen die Bürger Anträge stellen können, geben wird. Zudem werden seit heute die vorab buchbaren Termine nicht mehr um Mitternach­t, sondern täglich um 6.30 Uhr und damit eine Stunde vor Beginn der regulären Öffnungsze­iten freigegebe­n. Diese Änderung gilt für das Straßenver­kehrsamt und die Bürgerbüro­s. Die Leiterin des Dienstleis­tungszentr­ums hofft, dass sich die Situation für die Kunden damit verbessert und das Amt besser aufgestell­t ist. Mit dem Fahrradkur­ierservice oder dem Außer-haus-service für mobilitäts­eingeschrä­nkte Menschen sei es das ohnehin schon.

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RP-FOTOS (4): GAASTERLAN­D Julia Rothausen (links) nimmt im Dienstleis­tungszentr­um von Sachbearbe­iterin Lisa Strauß ihren Personalau­sweis entgegen. Ihr Anliegen dauerte nur wenige Minuten.
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Marius Schöning unterschre­ibt für einen neuen Personalau­sweis.
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Swoboda Miluscewa gibt ihren Fingerabdr­uck ab.
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Mona Wolke leitet das Dienstleis­tungszentr­um.

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