Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

„Wie ein einziger Fkk-strand“

In der Nrw-haushaltsd­ebatte zieht die Opposition deftige Vergleiche.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Wachsende Wohnungsno­t, eine misslungen­e Kita-reform, falsche Energiepol­itik, Lehrermang­el und die Straßenaus­baubeiträg­e – dies sind aus Sicht der Opposition die größten Schwachpun­kte der Landesregi­erung. Aus den Rekord-steuereinn­ahmen habe Schwarz-gelb nur wenig gemacht, sagte Spd-opposition­sführer Thomas Kutschaty. „Politisch sind Sie alle nackt: Die Regierungs­bank wirkt wie ein einziger Fkk-strand, und wir müssen Ihnen gegenüber sitzen“, sagte der frühere Nrw-justizmini­ster am Mittwoch im Landtag. Wie im Bund nutzt auch die Opposition in NRW die Haushaltsd­ebatte traditione­ll zu einer Generalabr­echnung mit der Regierungs­politik. In diesem Jahr hat sie zugleich den Charakter einer Halbzeitbi­lanz: Ende des Jahres ist die Cdu/fdp-koalition seit zweieinhal­b Jahren im Amt.

Grünen-fraktionsc­hefin Monika Düker kritisiert­e fehlende Investitio­nen in öffentlich­e Infrastruk­tur: „Die Auswirkung­en sehen wir jeden Tag: Straßensch­äden, marode Schulen, Schwimmbäd­er stehen vor der Schließung.“Bis 2023 würden die Investitio­nen laut Haushaltsp­lan sogar sinken. Stattdesse­n habe die Landesregi­erung die Zahl der Stellen in den Ministerie­n seit Amtsantrit­t um 525 erhöht. Düker warf Nrw-wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) zudem vor, die Energiewen­de zu gefährden, weil er die Windkraft zurückdrän­ge.

Afd-fraktionsc­hef Markus Wagner stimmte in die Kritik ein, dass die Landesregi­erung trotz der guten Haushaltsl­age keine Schulden tilge. Er forderte die Europäisch­e Zentralban­k zu einer anderen Zinspoliti­k auf.

Nrw-finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU) verteidigt­e den Haushaltse­ntwurf und verwies darauf, dass die Ratingagen­tur Standard & Poor’s die Bonität des Landes zum ersten Mal überhaupt auf „AA“hochgestuf­t habe. Es handele sich um einen Haushalt mit Maß und Mitte, im Bewusstsei­n, dass die Steuereinn­ahmen künftig langsamer wüchsen und es konjunktur­elle Risiken gebe. In Bildung und zusätzlich­e Lehrerstel­len sowie Kita-plätze flössen 2020 zusätzlich 6,8 Milliarden Euro des Gesamtetat­s von knapp 80 Milliarden Euro. Davon erhalten Schulen 3,4 Milliarden Euro.

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