Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Zu wenig Lokführer – VRR kündigt Verträge mit Betreiber Keolis
GELSENKIRCHEN Der Verkehrsverbund Rhein-ruhr ( VRR) hat ein weiteres Mal Härte gegenüber einem Eisenbahnunternehmen gezeigt. Wie der VRR mitteilte, werden die Verträge mit Keolis für den Betrieb der S1 zwischen Dortmund und Solingen sowie der S4 zwischen Unna und Dortmund-lütgendortmund gekündigt, noch bevor der Betreiber überhaupt mit dem Auftrag begonnen hat. Nun soll DB Regio einspringen und den Betrieb für weitere zwei Jahre aufrechterhalten, in denen der Vertrag dann neu ausgeschrieben wird.
VRR-CHEF Ronald Lünser hatte bereits im April im Interview mit unserer Redaktion einen solchen Schritt angedroht. „Das ist juristisch zwar kniffelig, aber machbar“, hatte er damals gesagt, zugleich aber auch von einer Ultima Ratio gesprochen. Die ist nun offenbar nötig geworden. Auslöser für die Kündigung ist nach Angaben des VRR, dass das Tochterunternehmen der französischen Staatsbahn es nicht geschafft habe, genügend Lokführer für den Betrieb einzustellen. Seit Vorbereitende Gespräche hätten ergeben, „dass das Unternehmen etwa die Hälfte der notwenigen Planstellen nicht mit Triebfahrzeugführern besetzen und damit keinen für den Fahrgast zuverlässigen Betrieb der Linien ab Mitte Dezember garantieren kann“.
„Wir sind davon überzeugt, dass wir die Mehrkosten durch die kurzfristige Vergabe an DB Regio und die Neuausschreibung voll von Keolis zurückerstattet bekommen“, sagte Frank Heidenreich, Fraktionschef der CDU im VRR. Wie hoch die Mehrkosten sein werden, konnte der VRR nicht beziffern.
Keolis äußerte sich nicht zu den Vorwürfen, sondern zeigte sich in einer Mitteilung auf der Website lediglich „zutiefst enttäuscht und schockiert“darüber, aus den Medien von der Kündigung erfahren zu haben. Es würden alle Hebel in Gang gesetzt, um diese Sachlage zu klären. Auf Nachfrage erklärte ein VRR-SPREcher, Keolis sei zeitgleich mit den Medien über die Vertragskündigung informiert worden.
Ein Bahnsprecher sagte, die kurze Frist sei eine große Herausforderung. So seien Lokführer bereits für andere Einsatzbereiche verplant gewesen. DB Regio würde jedoch alles daransetzen, das erforderliche Personal zu mobilisieren. „Im Falle einer Beauftragung wäre das Unternehmen zuversichtlich, für die Kunden einen geregelten und stabilen Betrieb auf diesen Linien auch über den Fahrplanwechsel hinaus sicherzustellen.“