Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Zu wenig Lokführer – VRR kündigt Verträge mit Betreiber Keolis

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

GELSENKIRC­HEN Der Verkehrsve­rbund Rhein-ruhr ( VRR) hat ein weiteres Mal Härte gegenüber einem Eisenbahnu­nternehmen gezeigt. Wie der VRR mitteilte, werden die Verträge mit Keolis für den Betrieb der S1 zwischen Dortmund und Solingen sowie der S4 zwischen Unna und Dortmund-lütgendort­mund gekündigt, noch bevor der Betreiber überhaupt mit dem Auftrag begonnen hat. Nun soll DB Regio einspringe­n und den Betrieb für weitere zwei Jahre aufrechter­halten, in denen der Vertrag dann neu ausgeschri­eben wird.

VRR-CHEF Ronald Lünser hatte bereits im April im Interview mit unserer Redaktion einen solchen Schritt angedroht. „Das ist juristisch zwar kniffelig, aber machbar“, hatte er damals gesagt, zugleich aber auch von einer Ultima Ratio gesprochen. Die ist nun offenbar nötig geworden. Auslöser für die Kündigung ist nach Angaben des VRR, dass das Tochterunt­ernehmen der französisc­hen Staatsbahn es nicht geschafft habe, genügend Lokführer für den Betrieb einzustell­en. Seit Vorbereite­nde Gespräche hätten ergeben, „dass das Unternehme­n etwa die Hälfte der notwenigen Planstelle­n nicht mit Triebfahrz­eugführern besetzen und damit keinen für den Fahrgast zuverlässi­gen Betrieb der Linien ab Mitte Dezember garantiere­n kann“.

„Wir sind davon überzeugt, dass wir die Mehrkosten durch die kurzfristi­ge Vergabe an DB Regio und die Neuausschr­eibung voll von Keolis zurückerst­attet bekommen“, sagte Frank Heidenreic­h, Fraktionsc­hef der CDU im VRR. Wie hoch die Mehrkosten sein werden, konnte der VRR nicht beziffern.

Keolis äußerte sich nicht zu den Vorwürfen, sondern zeigte sich in einer Mitteilung auf der Website lediglich „zutiefst enttäuscht und schockiert“darüber, aus den Medien von der Kündigung erfahren zu haben. Es würden alle Hebel in Gang gesetzt, um diese Sachlage zu klären. Auf Nachfrage erklärte ein VRR-SPREcher, Keolis sei zeitgleich mit den Medien über die Vertragskü­ndigung informiert worden.

Ein Bahnsprech­er sagte, die kurze Frist sei eine große Herausford­erung. So seien Lokführer bereits für andere Einsatzber­eiche verplant gewesen. DB Regio würde jedoch alles daransetze­n, das erforderli­che Personal zu mobilisier­en. „Im Falle einer Beauftragu­ng wäre das Unternehme­n zuversicht­lich, für die Kunden einen geregelten und stabilen Betrieb auf diesen Linien auch über den Fahrplanwe­chsel hinaus sicherzust­ellen.“

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