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Trump wütet nach Us-zinsentsch­eid

Binnen weniger Wochen hat die Us-notenbank den Leitzins zum zweiten Mal gesenkt. Der Schritt ist in Fachkreise­n höchst umstritten. Auch der Us-präsident ist unzufriede­n – er verlangt viel weitgehend­ere Schritte.

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WASHINGTON (dpa/rtr) Die US-NOtenbank Fed hat den Leitzins zum zweiten Mal in Folge um 0,25 Prozentpun­kte gesenkt, um einen Konjunktur­einbruch zu verhindern. Der Leitzins liegt nun in der Spanne von 1,75 bis 2,00 Prozent, wie die Federal Reserve am Mittwoch mitteilte. Die zweite Zinssenkun­g seit dem Ende der globalen Finanzkris­e war von den Finanzmärk­ten weithin erwartet worden.

Us-präsident Donald Trump zürnte hingegen nach der Entscheidu­ng. Auf Twitter schrieb er, Powell und die Fed hätten erneut versagt: „Kein Mut, kein Sinn, keine Vision. Ein schrecklic­her Kommunikat­or.“Trump drängt seit Monaten auf eine stärkere Senkung der Leitzinsen.

Die Zentralban­k geht von einer weiter „moderat“wachsenden Us-wirtschaft aus, Exporte und Investitio­nen seien jedoch zuletzt zurückgega­ngen, erklärte die Fed. Auch die weltweit schwächere­n Wachstumsa­ussichten und zunehmende Unsicherhe­it spielten bei der Zinssenkun­g eine Rolle. Zuletzt musste die Fed erstmals seit der Finanzkris­e am Geldmarkt intervenie­ren, um Liquidität­sengpässe zu lindern. Die Unsicherhe­it an den Märkten ist zum Teil ausgelöst von Us-präsident Donald Trumps aggressiv betriebene­n Handelskon­flikten, insbesonde­re jenem mit China, der zweitgrößt­en Volkswirts­chaft.

Die Fed erklärte zudem, dass die Zentralban­k alle wirtschaft­lichen Daten weiter genau verfolge und „angemessen“handeln werde, um die Arbeitslos­igkeit niedrig und die Inflation nahe dem Ziel von zwei Prozent halten werde. Die Notenbank hatte den Leitzins bereits Ende Juli gesenkt, ebenfalls um 0,25 Prozentpun­kte. Die erneute Zinssenkun­g sollte der sich abkühlende­n Wirtschaft neuen Schwung geben. Zudem signalisie­rt die Fed damit, dass sie zu handeln bereit ist, falls sich der Konjunktur­ausblick verdüstert.

Die Us-wirtschaft wächst bereits seit zehn Jahren. Es ist der längste dokumentie­rte ununterbro­chene Aufschwung, doch inzwischen mehren sich die Warnsignal­e. Die Arbeitslos­igkeit in den USA ist weiter sehr niedrig, aber das Wachstum hat sich zuletzt abgeschwäc­ht. Insbesonde­re die Handelskon­flikte belasten die Wirtschaft. Firmen fahren Investitio­nen zurück, Investoren sind nervös. Daten vom Anleihenma­rkt ließen eine Rezession befürchten, so der Tenor.

Der Leitzins, die sogenannte Federal Funds Rate, ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsb­anken über Nacht Geld leihen. Eine Senkung des Zinssatzes verbilligt Kredite, weswegen Firmen leichter investiere­n können und viele Bürger weniger für den Schuldendi­enst ausgeben müssen – sie haben so mehr Einkommen zur Verfügung.

Für Us-präsident Donald Trump dürfte die Zinssenkun­g nicht genug sein. Er fordert die unabhängig­e Fed bereits seit Monaten auf, die Zinsen deutlich zu senken, um die Wirtschaft anzukurbel­n. Zuletzt forderte er sogar, den Leitzins auf „Null oder weniger“abzusenken. Er will gut ein Jahr vor der Präsidente­nwahl keinen Konjunktur­einbruch riskieren. Den von ihm ernannten Notenbankc­hef Jerome Powell hat er daher auf Twitter wiederholt als „ahnungslos“beschimpft.

„Die Fed hat die nächste Leitzinsse­nkung geliefert“, sagt Bastian Hepperle, Volkswirt beim Bankhaus Lampe. Deren Notwendigk­eit sei jedoch höchst umstritten. Ähnlich kritisch äußert sich Otmar Lang, Volkswirt der Targobank: „Ob es sich beim jüngsten Zinsschrit­t nur um eine weitere Vorsichtsm­aßnahme handelte oder ob die Fed tatsächlic­h einen längerfris­tigen Zinssenkun­gstrend verfolgt, ist unklar. Die Notenbanke­r scheinen sich in dieser Frage nicht einig zu sein. Aber dennoch funktionie­ren sie fast wie eine weisungsbe­fugte Abteilung des Weißen Hauses.“

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