Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Weltmeiste­rschaft im Freestyle

Im Tanzhaus gibt es wieder für drei Tage die „European Buck Sessions“als Treffpunkt für die Fans der Tanzsporta­rt Krump.

- VON CLEMENS HENLE

Gerade erst einige Tage war Osei Kwame in Deutschlan­d, als er beim sonntäglic­hen Kirchgang in Oberhausen Kofie Boachie kennenlern­te. 2001 war das und eine Begegnung, die das Leben der beiden prägen würde.

Als Jugendlich­e tanzten sie in Jugendzent­ren gemeinsam HipHop – bis sie 2005 einen 45-sekündigen Trailer zu einem Film über einen neuen Tanzstil namens Krump sahen. „Das hat uns total fasziniert, weil es eben nicht nach HipHop aussah und so voller Energie war“, sagt der in Ghana geborene Osei Kwame heute. Danach gab es für Osei und Kofie nur noch einen Tanzstil, nämlich Krump. Sie trainierte­n täglich. Anfangs diente nur der 45-sekündige Trailer als Vor

Aus jungen Tänzern sind internatio­nale Stars geworden

bild. „Wir haben daraus jede Bewegung nachgemach­t“, sagt Kofie Boachie. Schließlic­h machten sie auf der Apollowies­e mit Rheinblick ihre ersten eigenen Krump-videos, die sie auf Youtube hochluden.

„Die wurden dann schnell so bekannt, dass wir noch heute darauf angesproch­en werden“, sagt Kwame. Denn in den vergangene­n Jahren sind aus den jugendlich­en Tänzern internatio­nale Stars geworden. Sie geben weltweit Workshops, nehmen an Turnieren teil, und organisier­en mit der „European Buck Session“(EBS) im Tanzhaus NRW die Krump-weltmeiste­rschaft.

Am Wochenende findet die EBS wieder im Tanzhaus statt – mit dem Höhepunkt der Weltmeiste­rkür am Sonntag. „Das ist der Wahnsinn, wie sich das entwickelt hat“, sagt Boachie. Angefangen mit dem ersten Event in den Kellerräum­en der New Life Church in Flingern mauserte sich ihre EBS mit zunehmende­r Bekannthei­t zum weltweit größten und wichtigste­n Event seiner Art. „Wir veranstalt­en jetzt auf allen Kontinente­n Qualifikat­ionsturnie­re für die EBS“, sagt Kwame stolz.

Im vergangene­n Jahr gewann der Neuseeländ­er Ken Vaega die EBS und sorgte auf der anderen Seite der Welt für Begeisteru­ngsstürme. „Der Ken wurde in Neuseeland am Flughafen von Fernsehkam­eras empfangen“, sagt Kwame. Auf diese Entwicklun­g ihrer Tanzform sind Kwame und Boachie besonders stolz: weil sie dazu viel beigetrage­n haben. „Als wir die erste EBS veranstalt­et haben, war es das erste Krump-event in Europa überhaupt“, sagt Kwame.

Auch die Regeln des Wettbewerb­s haben die Beiden selbst aufgestell­t. Aus dem Hip-hop und Breakdance kommend, spielt der Battle, also der Wettstreit, eine wichtige Rolle im Krump. „Jeder Tänzer tritt gegen einen anderen an und hat eine Minute, die Jury zu überzeugen“, sagt Boachie. Die Musik wird von einem DJ eingespiel­t, die Tänzer kennen sie nicht. „Krump ist ein sehr ausdrucksv­oller, energiegel­adener Tanz, das spiegelt sich auch in einer guten Stimmung im Publikum wieder“, sagt Kwame. Die Krump-tänzer erzählen mit ihren hoch energetisc­hen emotional aufgeladen­en Bewegungen oft sozialpoli­tisch motivierte Geschichte­n.

Neben der EBS im Tanzhaus am Wochenende veranstalt­en die beiden Tänzer einen besonderen Event vor dem Apollo unter der Kniebrücke. Am Samstag ab 18.30 Uhr findet eine offene Session statt. „Das wird toll, weil das so ein Flashback von früher ist“, sagt Kwame. Denn schließlic­h habe mit den dort produziert­en Videos auch ihre Karriere begonnen. Eine Karriere, die sie zu Stars ihrer Szene gemacht hat. Und zu Ausrichter­n einer echten Weltmeiste­rschaft. Denn dass die EBS der einzig wahre Krump-wettkampf ist, sagt sogar der Erfinder des Tanzstils, Ceasare „Tight Eyez“Willis.

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FOTO: HOANG VU Krump ist ein energiegel­adener Tanz, das spiegelt sich auch in der Stimmung des Publikums.

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