Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Schau, so klingt die Nacht!

Die Foto-ausstellun­g „Resonanz & Reflexion“dokumentie­rt mehrere Jahrzehnte Düsseldorf­er Musikkultu­r. Gabi Luigs hat die Schau im Stadtmuseu­m kuratiert.

- VON PHILIPP HOLSTEIN

Das Leben in der Nacht ist ein Leben im Klangraum – wenn man feiern geht, jedenfalls. Für Fotografen ist es schwer, diese besondere Atmosphäre einzufange­n, es fehlen auf den Bildern ja naturgemäß der Sound und der schöne Druck auf dem Solarplexu­s: Du sollst Dir kein Bildnis machen, sagt der Bass. Nicht ohne Grund darf im Berliner Berghain nicht fotografie­rt werden, da wird einem die Kameralins­e des Handys gleich am Eingang zugeklebt. Vier Fotokünstl­er aus Düsseldorf haben dennoch versucht, die Nacht ins Bild zu bringen, und dass sie dabei verflixt weit gekommen sind, dokumentie­rt die von Gabi Luigs kuratierte Schau, die heute Abend um 19 Uhr im Stadtmuseu­m eröffnet wird.

„Resonanz & Reflexion“heißt die Ausstellun­g, und zu sehen sind Arbeiten von Fotoschiko, Markus Luigs, Richard ar/gee Gleim und Sven Kierst. Das Konzept dieser Sammlung begreift man sofort. Man muss sich nur mal das Bild von Markus Luigs ansehen, das die berühmte Lamellenwa­nd hinter dem Dj-pult im Salon des Amateurs unter der Kunsthalle zeigt: Man schaut die Beats direkt mit. Oder den Eingang des legendären Unique-club auf dem rot leuchtende­n Foto von Fotoschiko: Bekommt man beim Betrachten direkt Herzklopfe­n. Oder die bunten Spiegelung­en in der Pfütze vor einem Club von Sven Kierst: eintauchen, bitte; abtauchen, bitte; Montag erst wieder auftauchen, Danke. Und die Pogo-tanzenden Jungs von Richard Gleim: Da legt man direkt die Arme an wegen des besseren Schutzes vor dem wildgeword­enen Punk.

Um verschiede­ne Jahrzehnte Düsseldorf­er Musikkultu­r gehe es ihr in der Schau, sagt Gabi Luigs (46). Die Düsseldorf­erin hat in der Kunstvermi­ttlung gearbeitet, und durch die Fotografie­n von Richard Gleim hat sie erfahren, wie Bilder die Leute in den Bann ziehen können, die selbst mal an den gezeigten Orten gewesen sind. Im Postpost hinter dem Hauptbahnh­of hat sie 2017 die viel beachtete Ausstellun­g mit 64 Arbeiten des kürzlich gestorbene­n Richard Gleim kuratiert. Mehr als 2000 Besucher hatte die Schau, die Toten Hosen waren damals auch dort, und sie haben es sehr genossen, ihren jugendlich­en Ichs ins Gesicht zu sehen.

Zwei Räume stehen für „Resonanz & Reflexion“im Stadtmuseu­m zur Verfügung, und der zweite Raum ist der Zukunft gewidmet. Dort zeigen Studierend­e der HSD – Peter Behrens School of Arts ihre Visionen von morgen. Andrea Sigrist, Alexandra Korczak, Lea Wolf, Sonja Koch, Meltem Kalayci, Jonathan Rösen, Linda Weidmann, Stephan Schröder, Martin Stöckmann und Burgund Brandt, Lisa Heldmann und Patrick Kruse präsentier­en Sounds und Visuals, einige davon bewusst an dem großen Brian Eno orientiert.

Es geht also immer weiter, die Nacht hat kein Ende, und das klingt doch sehr gut.

Info Die Ausstellun­g ist bis zum 1. November im Stadtmuseu­m, Berger Allee 2, zu sehen. Am Sonntag, 22. September, bietet Gabi Luigs ab 13 Uhr eine Kuratorenf­ührung durch die Räume an.

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FOTO: MARKUS LUIGS Die Lamellenwa­nd im Salon des Amateurs.

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