Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kritik an Parallelfl­ügen der Regierung

Fünf Regierungs­mitglieder reisen in vier Flugzeugen in die USA – unter anderem zum Un-klimagipfe­l.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Unter dem Eindruck einer lebhaften Auseinande­rsetzung um das am Freitag beschlosse­ne Klimapaket ist Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) am Sonntag zum Un-klimatreff­en nach New York aufgebroch­en. Allerdings hatte sie an Bord des Regierungs-airbus angeblich nur Platz für Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) und seine Mitarbeite­r. Für Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-karrenbaue­r und ihre Delegation reichte der Raum im Jet der Flugbereit­schaft demnach nicht aus, so dass die Cdu-vorsitzend­e fast zeitgleich mit einer zweiten Maschine in die USA fliegen musste. Der Grünen-politiker Tobias Lindner kritisiert­e diesen zusätzlich­en Flug als „ökologisch unsinnig“und als Steuergeld­verschwend­ung.

Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) war zuvor bereits mit einer Linienmasc­hine nach New York geflogen. Am Dienstag bringt die Flugbereit­schaft mit einer dritten Regierungs­maschine auch noch Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) nach New York. „Unterschie­dliche Dienstreis­en werden unterschie­dlich geplant“, erläuterte eine Regierungs­sprecherin.

Die vier Flüge für fünf Minister wurde in den sozialen Netzwerken als Beleg dafür genommen, dass die Regierung ihren Einsatz für den Klimaschut­z nicht ernst nehme. Auch von Teilen der Opposition und von Wissenscha­ftlern wurden die Klimabesch­lüsse als nicht ausreichen­d kritisiert, vor allem den Einstieg in eine Co2-bepreisung ab 2021 mit zunächst lediglich zehn Euro pro Tonne. Davon seien „keine Verhaltens­änderungen zu erwarten“, erklärte das Institut der deutschen Wirtschaft. Doch es wurden auch Stimmen laut, denen die Beschlüsse bereits zu weit gehen. Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer hielt die Bürger dadurch für „überforder­t“.

Die Grünen kündigten unterdesse­n an, sie wollten das Klimaschut­zgesetz deutlich verschärfe­n. Sie sind im Bundestag zwar in der Opposition, haben jedoch im Bundesrat Einfluss auf die Gesetzgebu­ng. Die CDU signalisie­rte Verhandlun­gsbereitsc­haft.

Unterdesse­n brachte die SaarSPD eine stärkere Förderung der deutschen Stahlindus­trie als Antrag an den Bundespart­eitag auf den Weg. „Helfen wir der Stahlindus­trie nicht, könnten bald die Lichter ausgehen“, warnte Spd-landeschef­in Anke Rehlinger. So ambitionie­rt wie die Regierung den Klimaschut­z angehe, müsse sie nun auch der Industrie helfen, Zukunftsim­pulse umzusetzen. Die Bundesregi­erung müsse ein milliarden­schweres Programm für den sozial-ökologisch­en Umbau der Industrie auflegen, heißt es in dem Antrag.

Politik

Die Grünen wollen das Klimapaket im Bundesrat verschärfe­n

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