Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Hartmann trimmt NRW-SPD auf strammen Linkskurs

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schlechter­e Aufstiegsc­hancen habe, nur weil sie aus einem vermeintli­chen Problemvie­rtel stamme.

Hartmann distanzier­te sich zugleich von der großen Koalition in Berlin: „Um den Weg zu ‚Rot pur‘ zu gehen, brauchen wir keine Koalition mit der CDU“, sagte der vor einem Jahr in das Amt gewählte Landesvors­itzende aus Bornheim. Die Regierungs­beteiligun­g habe die Partei zu oft daran gehindert, über Inhalte zu streiten. Über die Groko entscheide­n die Mitglieder im Dezember.

Die bevorstehe­nde Wahl des Spd-bundesvors­itzenden wird von manchem in der Partei auch als Abstimmung über die Groko verstanden. Aus NRW treten drei Kandidaten-duos an. Auf dem Ticket des Landesvors­tandes sind es der frühere Nrw-finanzmini­ster Norbert Walter-borjans und die baden-württember­gische Bundestags­abgeordnet­e Saskia Esken, die sich bereits gegen eine weitere Beteiligun­g an der Groko ausgesproc­hen hatte.

Hartmann forderte die Genossen auch auf, sich klar von Rechtspopu­listen zu distanzier­en: „Wählt niemals Feinde der Demokratie in irgendwelc­he Ämter, auch nicht als Ortsvorste­her. Wir rücken keinen Millimeter nach rechts.“

Vor der Debatte über das neue Wahlprogra­mm rief Hartmann die Genossen zu Geschlosse­nheit auf. „Wenn wir ein Ergebnis haben, dann lasst uns nicht um Spiegelstr­iche ringen.“In der NRW-SPD hatte es zuvor Kritik am Linksruck der Partei gegeben. Sozialdemo­kraten um den früheren Bau-minister Michael Groschek hatten sogar zeitweise eine eigene Bewegung mit dem Titel „Die wahre SPD“gegründet.

Gute Chancen sieht Hartmann für seine Partei bei den Kommunalwa­hlen im September 2020. Die SPD sei in den Städten und Gemeinden fest verankert. Die Landesregi­erung spiele jedoch unfair, weil sie die Stichwahl um das Oberbürger­meisteramt abgeschaff­t und die Wahlbezirk­e neu zugeschnit­ten habe, kritisiert­e Hartmann unter starkem Beifall der Delegierte­n. Zwei prominente Spd-oberbürger­meister aus dem Ruhrgebiet, Ullrich Sierau aus Dortmund, und Frank Baranowski aus Gelsenkirc­hen, hatten aber zuletzt angekündig­t, nicht wieder anzutreten.

Die Schwäche der SPD führte Hartmann maßgeblich auf die Veränderun­gen der Arbeitswel­t zurück. Heute verbinde die hiesige Grafik-designerin mehr mit der Social-media-managerin aus Maastricht als mit der Friseurin von nebenan. Aber alle teilten die Erfahrung des staatliche­n Rückzuges aus allen Lebensbere­ichen. „Wir müssen die Idee des starken Staates neu beleben“.

Das von der Groko beschlosse­ne Klimapaket erwähnte Hartmann in seiner rund 30-minütigen Rede nicht. Das übernahm Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze am Rande des Parteitage­s: „Auch ich hätte mir mehr vorstellen können“, sagte Schulze unserer Redaktion. Sie habe durchgeset­zt, dass nachzusteu­ern sei, falls die Co2-ziele verfehlt würden. Die SPD müsse aber beim Klimaschut­z alle mitnehmen: „Das darf kein Elite-projekt werden.“Grünen-chefin Mona Neubaur kritisiert­e, dass das Thema nur am Rande behandelt wurde: „Vor lauter Rot Pur vergisst NRW-SPD den blauen Planeten.“Das Klima-paket der Groko bezeichnet­e sie als bitter enttäusche­nd.

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FOTO: DPA „Um den Weg zu ‚Rot pur‘ zu gehen, brauchen wir keine Koalition mit der CDU“, findet Sebastian Hartmann, Nrw-landesvors­itzender der SPD.

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