Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

CSU-VIZE preist Schwarz-grün als Zukunftsmo­dell

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Gewöhnlich bekommen Csu-granden von ihren Anhängern besonders lauten Applaus, wenn sie sich belustigt, bissig oder auch aggressiv mit den Grünen auseinande­rsetzen. Dass ausgerechn­et dreieinhal­b Wochen vor dem Csu-parteitag mit dem Europa-politiker Manfred Weber ein CSU-VIzevorsit­zender Schwarz-grün als „Zukunftsmo­dell für Deutschlan­d“ ausgibt, zeigt deutlich, welche Bewegung mit dem Generation­swechsel in die Christsozi­alen gekommen ist.

Weber brachte den neuen Gedanken mit höchstmögl­icher Flughöhe ein: „Nur ein Bündnis von Union und Grünen auf Bundeseben­e kann die gesellscha­ftlichen Konflikte, die wir in Deutschlan­d haben, befrieden“, sagte Weber der Welt am Sonntag. Es gehe darum, „Umwelt und Wirtschaft, Nachhaltig­keit und Wettbewerb, soziale Marktwirts­chaft und die Schonung von Ressourcen auf intelligen­te Weise miteinande­r zu verbinden“, lautete seine Umschreibu­ng für das, was Schwarze und Grüne zusammenfü­hren werde.

Zwar setzte Csu-regierungs­chef Markus Söder nach dem Verlust der absoluten Mehrheit bei den bayerische­n Landtagswa­hlen sehr schnell auf eine Koalition mit den Freien Wählern, obwohl sich die Grünen schon auf Verhandlun­gen über ihre Regierungs­beteiligun­g eingestell­t hatten. Doch zugleich machte sich Söder einige der grünen Themen schnell zu eigen, setzte etwa das Bienen-schutz-volksbegeh­ren zügig um. Nun legte er mit der Feststellu­ng nach, die CSU sei die wahre Umweltpart­ei. „Wir haben den Umweltschu­tz erfunden und das erste Umweltmini­sterium in Bayern gegründet“, unterstric­h der CSU-CHEF.

Die neue Traumpaaru­ng Webers könnte auch von den Umfragen beflügelt sein, die die SPD permanent unter und die Grünen dauerhaft über 20 Prozent ansiedeln. Zudem gewöhnen sich Union und Grüne in immer mehr Ländern daran, am selben Kabinettst­isch zu sitzen. In Baden-württember­g und Hessen funktionie­ren grün-schwarze und schwarz-grüne Regierungs­bündnisse, in Schleswig-holstein Schwarz-grün-gelb und in Sachsen-anhalt Schwarz-grün-rot. Es sieht danach aus, dass es solche Kenia-koalitione­n auch in Brandenbur­g und Sachsen geben könnte. Deshalb gibt Weber eine sich in der Union verbreiten­de Erkenntnis wieder, wonach die Grünen in den Regierunge­n eine „große Wandlung“vollzogen“hätten. Sie seien von einer ideologisi­erten zu einer Partei geworden, die „weiß, dass man in der Verantwort­ung steht“. Mag sein, dass die Union das gerade bei der SPD vermisst.

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