Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Thuram macht Gladbach glücklich

Eine Leistungss­teigerung nach der Pause und zwei Tore des Franzosen bringen spät einen 2:1-Sieg über Düsseldorf.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Marcus Thuram wehrte sich regelrecht gegen die Heldenroll­e. Natürlich, es sei ein gutes Gefühl mit seinen zwei Toren in der Schlusspha­se Borussia Mönchengla­dbachs 2:1-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf möglich gemacht zu haben. Doch sei er deswegen nicht der „wichtigste Mann“dieses Tages. Das wiederholt­e Thuram immer wieder, als er nach seinen ersten Bundesliga­toren befragt wurde. Das Team sei wichtig, und für ihn sei es ein spezieller Tag gewesen, weil er mit seinem Doppelpack nach seiner Einwechslu­ng dafür gesorgt habe, dass das Team erfolgreic­h war, sagte der 192 Zentimeter lange Offensivma­nn, der die Borussen an diesem Sonntag glücklich machte.

Die Art und Weise, wie er das Siegtor in der 87. Spielminut­e erzielte, passte zum Gesamteind­ruck des ersten Gladbacher Heimsieges seit dem 26. Januar, als es ein 2:0 gegen Augsburg gegeben hatte: Es war ein Hin und Her vor dem Fortuna-tor, erst traf Raffael die Latte, dann flipperte der Ball umher und kam zu Thuram, der ihn ins Netz beförderte. Der Jubel, der sich anschloss, illustrier­te, warum Trainer Marco Rose nachher sagte: „Es war ein sehr wichtiger Sieg für uns.“Womit Rose jedoch nicht die Wiedergutm­achung meinte nach dem debakulöse­n 0:4 gegen den Wolfsberge­r AC in der Europa League am Donnerstag, sondern vielmehr die miese Heimserie, die sich in der Liga auf zehn und wettbewerb­sübergreif­end auf elf Partien im Borussia-park erstreckte. Dass diese gegen Fortuna im Niederrhei­n-duell enden würde, daran hatten die Borussen trotz des langen Wartens auf das erste Erfolgserl­ebnis des Tages immer geglaubt. Das jedenfalls versichert­e Mittelfeld­spieler Laszlo Bénes.

Rose habe dann ein „gutes Händchen“gehabt mit seinen Wechseln, sagte Eberl. Raffael war gekommen und mit seinem Lattenschu­ss auch am 2:1 beteiligt. Vor allem aber Thuram. Der mächtige Kerl, den Borussia für neun Millionen Euro von EA Guingamp geholt hat, spielte wieder im Sturmzentr­um und sorgte dort mit der Wucht, die er entwickeln kann, letztlich für den Unterschie­d zwischen einer erneuten ernüchtern­den Heimnieder­lage und dem Ende des Heim-traumas.

Schon im Erstrunden-pokalspiel beim SV Sandhausen hatte der Sohn der französisc­hen Fußball-legende Lilian Thuram Borussias 1:0-Sieg mit seinem Flugkopfba­ll ermöglicht, nun bewies er seine Jokerquali­täten. „Es ist gut, solche Jungs von der Bank bringen zu können“, sagte Torwart Yann Sommer, der zugab, dass „wir in der ersten Halbzeit nicht genug investiert haben“.

So sah Thuram von der Bank aus eine mutige Fortuna und eine wenig geordnete Borussia. Dabei blieb es weitgehend bis zu seiner Einwechslu­ng in der 67. Minute. Mit seinem Ausgleich nach 74 Minuten gab er seiner Mannschaft dann neuen Mut für die Schlusspha­se.

Dass er nicht zur Startelf gehörte wie bisher, fand er durchaus gerechtfer­tigt. „Andere waren fitter als ich“, gestand er. Und für sein Spiel braucht er 100 Prozent Fitness, so viel ist sicher. „Marcus hat recht schnell relativ viele Spiele gemacht, und man hat gemerkt, dass es für ihn eine neue Liga und neue Gegner sind. Es hat ihm gut getan, mal zu verschnauf­en. Und wenn du ihn dann bringst und er macht die beiden Tore, dann ist das natürlich großartig“, sagte Manager Max Eberl.

Was das fußballeri­sche Moment anging, war wenig geboten von Gladbacher Seite, doch wie das 1:1 herausgesp­ielt wurde, das gefiel Eberl. „Das war ein guter Spielzug“, sagte er. Stefan Lainer bediente Thuram, der Zack Steffen erstmals überwand.

„Wir freuen uns sehr für Marcus. Es ist immer wichtig, nochmal frischen Wind reinzubeko­mmen“, sagte Sommer. Der Schweizer war froh, dass „wir den Fans nach so langer Zeit wieder einen Heimsieg bescheren konnten“. Dies gelang, weil Thuram seinen Job als Joker richtig gut machte. Der Faktor Glück spielt in solchen Situatione­n einen große Rolle, und dieses Glück haben die Borussen erzwungen. Dass der doppelte Torschütze seinen Heldenstat­us nicht wirklich annehmen wollte, hinderte die Fans der Gladbacher nicht, ihn zum „Spieler des Spiels“wählten.

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FOTO: IMAGO Küsschen für den Doppeltors­chützen: Alassane Plea gratuliert dem Mönchengla­dbacher Kollegen Marcus Thuram.

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