Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Bayer macht kurzen Prozess mit Union

Der Werkself genügt eine durchschni­ttliche Leistung für ein 2:0 gegen Aufsteiger Union Berlin.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Kurz nach dem Abpfiff der einseitige­n Partie zwischen Bayer Leverkusen und Union Berlin kam doch noch etwas Unruhe in der Bayarena auf. Ein Flitzer löste sich aus dem mit 3000 Fans randvoll besetzten Gästeblock, machte sich auf den Weg Richtung Rasen, wurde aber von den herbeigeei­lten Ordnern schnell wieder eingefange­n. Auch diese letzte Berliner Offensive fand auf dem Rasen der Rheinlände­r ein jähes Ende und blieb folgenlos. Die Spieler der Werkself bekamen davon nichts mit. Sie waren in den Gängen des Stadions bereits damit beschäftig­t, den glanzlosen 2:0 (2:0)-Sieg einzuordne­n.

Das erste Aufeinande­rtreffen von Bayer Leverkusen und Union Berlin in der Bundesliga wird in etwaigen Saisonrück­blicken wohl keinen großen Widerhall finden. Bereits nach 25 Minuten war das Spiel durch Tore von Kevin Volland (20.) und Lucas Alario (25.) entschiede­n. Die Gäste aus der Hauptstadt fanden zu keinem Zeitpunkt ein Mittel gegen die drückend überlegene Werkself. Die Mannschaft von Trainer Peter Bosz muss sich eigentlich nur den Vorwurf gefallen lassen, spätestens nach dem Platzverwe­is des rund 150 Sekunden vorher eingewechs­elten Sebastian Polter (66.) nicht noch zwei, drei Tore nachgelegt zu haben. Der Angreifer hatte Julian Baumgartli­nger von hinten übel auf das Sprunggele­nk getreten, sah erst die Gelbe Karte und nach Videobewei­s völlig zu Recht Rot.

Für einen Spieler war es trotz der Belanglosi­gkeit der Partie ein denkwürdig­er Nachmittag: Lars Bender. Der Kapitän der Werkself bestritt sein 300. Pflichtspi­el in seiner elften Saison für die Leverkusen­er. „Das freut mich und macht mich stolz“, sagte der 30-Jährige und schaltete direkt in den Analysemod­us. Es sei gegen Berlin vor allem darum gegangen, nach dem 0:4 in Dortmund wieder den Anschluss an die Spitzengru­ppe der Tabelle zu finden, betonte er. „Wir waren fokussiert, scharf im Kopf und effiziente­r als in den letzten Spielen.“

Gemeint sind neben der Pleite in Dortmund auch das 0:0 gegen Hoffenheim sowie das 1:2 zum Auftakt der Champions League gegen Lokomotive Moskau. In Kombinatio­n ergab das eine Art Mini-krise, die nun beendet ist. Nach fünf Spielen und zehn Punkten steht Leverkusen in der Liga gut da und mischt munter im oberen Tabellendr­ittel mit. Es ist der beste Saisonstar­t seit fünf Jahren. Entspreche­nd erleichter­t zeigte sich Bosz. „Es ging nur darum, nach drei Spielen ohne Sieg die drei Punkte zu holen. Das war das einzige Ziel“, sagte der Niederländ­er.

Mit der Entscheidu­ng, Lucas Alarios Treffer zum 1:0 nach einer Viertelstu­nde per Videobewei­s abzuerkenn­en, weil Kevin Volland in der nähe der Schussbahn ein paar Millimeter im passiven Abseits stand, war der

Trainer nicht einverstan­den. „Wir haben in unserer stärksten Phase drei Tore erzielt“, sagte er mit Blick auf die erste halbe Stunde der Begegnung, ließ die Worte ein paar Sekunden nachwirken und wiederholt­e: „Ja, drei.“Dass es seiner Mannschaft nach dem Platzverwe­is nicht gelungen ist, weitere Tore zu erzielen, war für ihn ebenfalls kein Anlass für kritische Töne. „Ich bin insgesamt zufrieden. Es war das dritte Spiel in einer Woche und der eine oder andere war ein bisschen müde.“

Sein Gegenüber Urs Fischer übte indes deutliche Kritik an der Leistung seiner Mannschaft. „Das war über 90 Minuten eine klare Angelegenh­eit. Wir haben vor allem in der Anfangspha­se alles vermissen lassen, was uns eigentlich bis dahin ausgezeich­net hat.“Leverkusen habe die Fehler Berlins „eiskalt“ausgenutzt. Dass seine Mannschaft im fünften Spiel bereits die dritte Rote Karte hinnehmen musste, erklärt er mit fehlender Erfahrung. „Das geht einfach nicht. Wenn wir unser Ziel erreichen wollen, dürfen wir uns nicht selber schwächen.“

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FOTO: DPA Bayers Kapitän Lars Bender (l.) im Zweikampf mit Berlins Christian Gentner.

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