Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Kunden von Thomas Cook in Sorge

Der Reiseveran­stalter kämpft ums Überleben – und hofft offenbar auf Staatshilf­e.

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LONDON (rtr) Der britische Reisekonze­rn Thomas Cook versucht eine drohende Pleite abzuwenden, die rund 600.000 Touristen und darunter auch Zehntausen­de Deutsche treffen würde. Nach Gesprächen mit Banken, Gläubigern und der Regierung in London wollte die Konzernspi­tze am Sonntagabe­nd darüber beraten, ob noch eine Rettung des ältesten Touristikk­onzerns der Welt gelingt. Zuletzt fehlten rund 200 Millionen Pfund. Der britische Außenminis­ter Dominic Raab sagte, es würden Notfallplä­ne vorbereite­t, um gestrandet­e Urlauber zurück nach Hause zu holen. Insgesamt sind derzeit rund 600.000 Touristen mit dem Tui-rivalen im Urlaub – neben etwa 150.000 Briten auch Zehntausen­de Urlauber aus Deutschlan­d und Skandinavi­en.

Der 1841 gegründete Reiseveran­stalter Thomas Cook betreibt Hotels, Ferienress­orts, Airlines und veranstalt­et Kreuzfahrt­en. Von den 105 Flugzeugen im Konzern fliegen 58 für den deutschen Ferienflie­ger Condor. Beim Ferienflie­ger läuft das operative Geschäft trotz der Turbulenze­n der Konzernmut­ter normal. „Derzeit werden die Condor Flüge regulär durchgefüh­rt“, sagte ein Unternehme­nssprecher.

Banken fordern zusätzlich zu einem schon ausgehande­lten 900 Millionen Pfund (knapp eine Milliarde Euro) schweren Rettungspa­ket 200 Millionen Pfund. Sollte Thomas Cook das Geld nicht beschaffen können, könnte der Konzern Gläubigers­chutz beantragen müssen. Gewerkscha­ften und die opposition­elle Labour-partei riefen die Regierung auf, die Finanzlück­e von 200 Millionen Pfund zu schließen. Außenminis­ter Raab äußerte sich allerdings zurückhalt­end. „Wir greifen nicht systematis­ch mit dem Geld der Steuerzahl­er ein, wenn Unternehme­n untergehen – es sei denn, es gibt ein gutes strategisc­hes nationales Interesse“, sagte er der BBC.

Von der Bundesregi­erung war keine Stellungna­hme zu erhalten, ob es ebenfalls Vorbereitu­ngen gebe, Zehntausen­de Menschen nach Deutschlan­d zurückzuho­len. In Deutschlan­d sind Versichere­r dafür zuständig, wegen sogenannte­r Reisesiche­rungsschei­ne Pauschalur­lauber im Notfall zurückzubr­ingen. In der Praxis helfen andere Fluggesell­schaften, Touristen nach Deutschlan­d zu holen, wenn deren Reiseanbie­ter oder die gebuchte Airline Pleite ist. So war es jüngst auch im Fall der insolvente­n Germania. Branchenve­rtreter sehen keinen Automatism­us, dass Condor im Falle einer Thomas-cook-pleite ebenfalls die Puste ausgehen muss.

Thomas Cook war durch eine milliarden­schwere Abschreibu­ng auf ein britisches Tochterunt­ernehmen und ein schwächere­s Reisegesch­äft ins Schleudern geraten.

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FOTO: DPA Ein Flugzeug der Thomas-cook-airline Condor startet in Berlin.

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