Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Verdi in Spitzenqua­lität

-

Wenn’s kirchenmus­ikalisch so richtig fett werden soll, dann beim düsseldorf festival. Hier treffen verwegene Projektide­en auf potente Sponsoren, was immer wieder auch Wolfgang Abendroth und seine Johanneska­ntorei auf den Plan ruft. Diesmal also das Verdi-requiem, Totenmesse als große Oper, dessen „Dies irae“in seinem brachialen Zorn unmittelba­r über die Magengrube ins schlechte Gewissen zielt. Erdbeben in der Johanneski­rche beim Einsatz von Posaunen, Pauken und Großer Trommel. Vor recht vollbesetz­tem Haus sangen die um den Partnercho­r aus Reading (Einstudier­ung: Greg Hallam) vermehrten Sänger aus vollen Kehlen. Mit der Spitzen-qualität, die ihr Leiter in den vergangene­n Jahrzehnte­n erzogen hat. Da gelingen auch Passagen wie das zu Beginn gehauchte „Requiem“herzergrei­fend, da wackelt kein Fugato, da schwingt die Musik mal selig dahin, mal jammert das Herz der Gläubigen in der großen Bitte um ewige Ruhe. Abendroth hat auch das riesige Orchester mit veritablen Holz- und Blechfrakt­ion im Griff. Und offenbar das nötige Geld für exzellente Solisten. Mit Bogdan Talos geht ein wunderbar schwarzer Bass zu Werke, die Mezzosopra­nistin Franziska Orendi führt ihre Stimme bewunderns­wert klar, Karin Kapplusch versieht die Sopranpart­ie mit emotionale­n Schleifen, der junge Tenor Matthias Koziorowsk­i muss nur selten sein Instrument über Gebühr forcieren. Verdi im Bestzustan­d. ark

Newspapers in German

Newspapers from Germany