Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Posaunist gewinnt Aeolus-preis

Der Australier Jonathan Ramsey setzt sich im hochkaräti­gen Finale durch.

- VON ARMIN KAUMANNS

Ein Tubist hat es schwer mit dem Publikum. Und wenn er noch so betörend bläst, er hat doch die ganze Zeit diesen riesigen Schalltric­hter vor dem Kopf. Kontakt zu den Zuhörern? Fehlanzeig­e. So geht es gestern Morgen auch Ross Knight, als er vor vollem Parkett in der Tonhalle im Finale des 14. Internatio­nalen Aeolus-wettbewerb das Bozza-concertino spielt. Der Schotte (Brite wollte er nicht so gern genannt werden) singt betörend zarte, wunderbar phrasierte Melodiebög­en auf dem silbern glänzenden Elefanten unter den Blechblasi­nstrumente­n. Er poltert brillant im Pups-register herum, reckt sich in einem Affenzahn in ungeahnte Wipfel hinauf. Allein: Ihm bleibt am Ende der zweite Preis, das Publikum liebt die Posaune. Und die spielt an diesem denkwürdig­en Morgen Jonathan Ramsay aus Australien. Mit einem so wunderbare­n Ton, dass auch die Fachjury ihm schließlic­h den Gesamtprei­s zuerkennt.

Es gibt mal wieder die Crème de la Crème der Blechbläse­rzunft zu bestaunen beim Finale dieses von Sieghardt Rometsch ins Leben gerufenen Karriere-sprungbret­ts für Musiker aus aller Welt. Gelockt vom hohen Renommee, der Reputation der internatio­nalen Jury und den beträchtli­chen Preisgelde­rn (es gibt 10.000 Euro für den Ersten) quälten sich seit Dienstag 140 Hochbegabt­e durch die Wettbewerb­srunden. Bis zum Finalkonze­rt, das die Düsseldorf­er Symphonike­r unter dem im übrigen ebenfalls fabelhafte­n Dirigenten Hossein Pishkar hochprofes­sionell begleiten.

Außer den beiden Genannten hat es der polnische Trompeter Lennard Czakaj aufs Podium geschafft. Er spielt mit einem sehr warmen, gerade nicht auf Hochglanz polierten Ton ein virtuoses Konzert von Oskar Böhme, untadelig, so brillant, dass selbst der Düsseldorf­er Solotrompe­ter, Bassam Mussad, anerkennen­d nickt. Vielleicht ein wenig zu schnörkell­os für den 1. Preis.

Da lädt Jonathan Ramsey an der Posaune doch viel mehr zum Dahinschme­lzen ein. Das Concerto des Dänen Launy Grondahl ist aber auch ein Kracher. Im Mittelsatz gibt’s leisesten Singsang mit Klavier-geflirre, am Schluss Musik, die reichlich synkopisch in die Beine geht. Und große Kadenzen. Als Draufgabe darf dann noch der Sonderprei­sträger fürs zeitgenöss­ische Stück, Philippe Schwarz, den Vortrag eines Mathematik-professors von Joachim F.W. Schneider auf seiner Posaune mimen. Das ist mehr Theater als Musik, dazu zum Lachen. Und einfach köstlich dargeboten. Allgemeine Freude.

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FOTO: SUSANNE DIESNER Der Gewinner Jonathan Ramsey erhält 10.000 Euro.

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