Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Nebenwirkungen
Negativzinsen
Verzweifelt sucht Mario Draghi den Tuberkel, aber finden wird er ihn nicht. Denn welche Bank wird ein betriebswirtschaftlich nicht sinnvolles Vorhaben finanzieren, bloß weil sonst Strafzinsen gezahlt werden müssen, wenn auf der anderen Seite der Totalverlust droht? So gelangt das viele Geld niemals in den regulären Geldkreislauf, zumal auch die Löhne nicht erhöht werden, sondern eher unter Druck sind. Inflation kann so nicht entstehen. Vielmehr steigen nur die Vermögenspreise für Aktien und Immobilien in nicht mehr gesunde Höhen. Weitere schädliche Nebenwirkungen: Die Sparer in Europa verlieren massiv Geld und zwar in Billionen-höhe über die letzten zehn Jahre. Und die Banken geraten unter Druck, müssen zehntausende gut bezahlte Arbeitsplätze abbauen. Dabei war die wirtschaftliche Entwicklung in den letzten Jahren in puncto Wirtschaftswachstum und Arbeitslosenquote in vielen Teilen Europas besser, als es der Nullzins vermuten lässt. Längst hätte Dr. Draghi umsteuern müssen. Wie kann es sein, dass der wichtigste Posten in der EU weder demokratisch legitimiert, noch demokratisch kontrolliert wird? Die Fehlkonstruktion des Euro (die Südländer können zur Erhaltung ihrerwettbewerbsfähigkeit ihrewährung nicht mehr abwerten und gehen deshalb in die Verschuldung) birgt die Gefahr, dass das gesamte System implodiert. Stephan Philipsen Krefeld