Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Oberkassel ist nicht Heerdt

Investoren werben für ihre Wohnprojek­te gern mit „Forum Oberkassel“oder „Neu-oberkassel“. Sie liegen aber eindeutig in Heerdt. Eine Betrachtun­g.

- BIRGIT WANNINGER

Düsseldorf hat 50 Stadtteile, den jüngsten gibt es seit 2014. Damals beschloss der Rat der Stadt, dass Knittkuhl nicht mehr zu Hubbelrath gehört, sondern selbststän­dig ist. Damit kamen die Politiker dem Wunsch der Knittkuhle­r nach, die ihre Unabhängig­keit haben wollten, auch wenn sie weiter zum Stadtbezir­k 7 gehören.

Auch im Linksrhein­ischen hört man immer wieder von einem neuen, eigentlich unbekannte­n Stadtteil: Neu-oberkassel. Der Stadtbezir­k 4 besteht aus Oberund Niederkass­el sowie Lörick und Heerdt. Und manchmal, wie in anderen Stadtteile­n auch, sind die Grenzen fließend, teilen sich zwei Stadtteile eine Straße, in unserem konkreten Fall sogar drei Stadtteile eine Allee. Die Hansaallee, die bis zur Nummer 79 auf der linken Seite (aus Richtung Oberkassel kommend) zu Oberkassel gehört und dann zu Heerdt wird. Auf der rechten Seite ist sie ab Hausnummer 200 Lörick zugeordnet.

Nun ist die Hansaallee nicht unbedingt ein Prachtboul­evard, aber es tut sich einiges im vorderen Teil. Gleich hinter dem Belsenplat­z und der Theo-champion-straße befindet sich momentan eine Großbauste­lle mit geplanten Hotel-, Gewerbe- und Wohnobjekt­en. Direkt hinter dem Prinzenpar­k ist ein Edelwohnpr­ojekt bereits fertig: die Heinrich-heine-gärten – teuer mit Dachterras­sen und viel Komfort. Um das Luxuswohne­n abzurunden, gibt es am Eingang einen Concierge, eine hauseigene Lounge sowie einen Wellness-bereich. Das Areal zwischen Hansaallee, Heerdter Lohweg und Prinzenpar­k liegt stadtteilm­äßig gesehen zu 100 Prozent in Heerdt. Es ist ein alter Stadtteil, schon im 11. Jahrhunder­t erstmalig urkundlich erwähnt. Und zu dieser Gemarkung Heerdt gehört auch das wesentlich jüngere Oberkassel, das aber einen wesentlich besseren Ruf hat, während Heerdt immer noch als Industrie-terrain und Arbeitervi­ertel gilt. Oberkassel mit seinen Gründerzei­thäusern hingegen ist hipp. Hier wohnt die ein oder andere Berühmthei­t – egal ob Künstler, Schauspiel­er, Punkrocker oder Fußballer.

Und deshalb erklären auch immer die Menschen, die beispielsw­eise in den Heinrich-heine-gärten wohnen, viel lieber, dass sie aus Oberkassel kommen. Das gilt auch für die Heerdter Bürger, die in den neuen Edelbauten rund um die Pariser Straße und „Am Heerdter Krankenhau­s“leben. Sie kommen aus Oberkassel. Falsch. Es gibt sogar ein Ortsschild „Oberkassel“direkt am Ende der Pariser Straße. Hilft alles nichts. Oberkassel klingt einfach besser. Und wer dann auf Widerstand stößt, verbessert sich auch gerne und erklärt, er käme aus den der Gründerzei­t Oberkassel­s angepasste­n Gebäuden.

Dennoch: Heerdt ist und bleibt Heerdt. Es sei denn, die Neu-oberkassel­er stellen einen Antrag wie vor ein paar Jahren die Knittkuhle­r. Dann wäre Neu -Oberkassel der 51. Stadtteil Düsseldorf­s. Oder kommen die Grafentale­r in Flingern den Neu-oberkassel­er zuvor? Aber das ist eine ganz andre Geschichte.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Der Eingang zur Wohnanlage „Heinrich-heine-gärten“an der Hansaallee. Der Komplex grenzt im hinteren Bereich an die Willstätte­r Straße und befindet sich eindeutig in Heerdt.
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