Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Suv-hauptstadt Düsseldorf

Nach aktuellen Zahlen sind in der Landeshaup­tstadt insgesamt 35.915 SUVS und Geländewag­en zugelassen. Spitzenrei­ter ist Oberkassel. Für den Automobile­xperten Paolo Tumminelli ist ein Ende des Trends nicht in Sicht.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

In der Landeshaup­tstadt sind 35.915 SUVS und Geländewag­en zugelassen. Spitzenrei­ter ist Oberkassel. Ein Ende des Trends ist nicht in Sicht.

Düsseldorf ist im Großstadtv­ergleich die Suv-hochburg Deutschlan­ds. 9,9 Prozent aller versichert­en Pkw in der Landeshaup­tstadt sind Geländelim­ousinen, auch Stadtgelän­dewagen genannt, wie aus einer Check24-analyse hervorgeht. Bei der Suv-dichte liegt Düsseldorf damit knapp vor München (9,8) – in Zeiten des Klimanotst­ands und von Parkraumkn­appheit dürfte mancher schon ins Grübeln kommen.

Einige SUVS und Geländewag­en haben mit gut zehn Quadratmet­ern eine Größe erreicht, wie beispielsw­eise bei der Mercedes G-klasse, von der einige Studenten bei der Suche nach einem Wg-zimmer nur träumen können. Insgesamt 35.915 Geländelim­ousinen (SUV: 18.940, Geländewag­en: 16.975, Stand 31. Dezember 2018) fahren mit einem Düsseldorf­er Kennzeiche­n durch die knapp 640.000 Einwohner zählende Stadt. Ende 2017 waren es noch 31.629.

Die meisten Geländelim­ousinen in Düsseldorf gibt es in Oberkassel. Dort sind es 1914 zugelassen­e Fahrzeuge und wegen der einkommens­starken Bevölkerun­gsstruktur ist Platz eins im Stadtteilv­ergleich keine Überraschu­ng. Dies ist aber beim Zweiten der Fall: Mit 1808 Fahrzeugen folgt auf Oberkassel Unterrath, auf dem dritten Rang liegt Heerdt (1782). Die meisten Geländelim­ousinen, bezogen auf die Einwohnerz­ahl im Stadtteil, fahren demnach in Lörick (15,29), Heerdt (15,25) und in Hubbelrath (14,64), die wenigsten in Bilk (2,96), Garath (2,77) und Oberbilk (2,46).

Einen besonders auffällige­n Wert gibt es im Hafen. Im kleinsten Stadtteil Düsseldorf­s mit 109 Einwohnern sind satte 451 SUVS und Geländewag­en angemeldet. Hauptgrund dafür sind sicherlich die Firmenfahr­zeuge der dort ansässigen Unternehme­n, denn es ist nicht nur im Hafen ein Trend, dass vermehrt SUVS in die Fahrzeugfl­otten aufgenomme­n werden. Der bundesweit­e Anteil ist in den vergangene­n Jahren gestiegen. Im Jahr 2016 waren noch 20 Prozent aller Dienstwage­n SUVS, im ersten Halbjahr 2019 stieg der Wert nach Zahlen des Car-center Automotive Research der Universitä­t Duisburg-essen auf 27,4 Prozent. Die Regierung plant aber, Dienstwage­n, die wenig Kohlendiox­id (CO2) ausstoßen, großen Autos mit hohen Emissionen wie SUVS steuerlich noch stärker zu bevorzugen.

Waren zu Beginn des Suv-trends Modelle wie der Porsche Cayenne, BMW X5 oder Mercedes ML Ausnahmen, sind die großen Fahrzeuge heute Normalität auf den Straßen. Für den Designprof­essor Paolo Tumminelli von der Technische­n Hochschule Köln ist ein Ende des Trends nicht in Sicht: „Wenn es keine gesetzlich­en Maßnahmen gibt, eindeutig nicht.“Für den Experten haben die großen Fahrzeuge jedoch keinen Mehrwert, Fahrdynami­k und Effizienz seien schlechter als bei „normalen“Autos: „Rein sachlich betrachtet bietet ein SUV keine Vorteile. Die Autos verändern zum Negativen das Stadtbild und nehmen viel Raum ein, wo nur wenig ist. Nur die Automobili­ndustrie ist glücklich, weil sie Fahrzeuge derselben Plattform höherlegt und zu höheren Preisen verkaufen kann.“

In Düsseldorf ist der VW Tiguan mit 3245 Stück der am häufigsten zugelassen­e Geländewag­en – genau darin sieht Tumminelli ein Problem. Wenn sich Porsche-fahrer anstelle eines 911er einen Cayenne leisteten, spiele dies beim Umweltschu­tz keine große Rolle mehr. Schlimmer sei es, wenn Golf-fahrer auf einen Tiguan umstiegen: „Der liegt auch in den Co2-grenzwerte­n, aber man handelt verschwend­erisch.“

Der bequemere Einstieg und eine höhere Sitzpositi­on sind Gründe für den Kauf eines SUV. Für Tumminelli gibt es auch einen weiteren: „Die Selbstdars­tellung in einem großen Geländewag­en ist ebenfalls eine Komponente. Und die eigenen Unsicherhe­iten lassen sich hoch im Fahrzeug sitzend auch leichter überspiele­n.“

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