Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Leichte Kost für harte Männer
Bei der Feuerwehr gehört Kochen zwar nicht zur Ausbildung, aber zur Arbeit. Die Mannschaft muss ja essen. Die Zeiten, in denen Mettbrötchen und Schnitzel den Speiseplan dominierten, sind aber lange passé.
Bei der Feuerwehr gehört Kochen nicht zur Ausbildung, aber zur Arbeit. Die Mannschaft muss essen. Aber nicht Mettbrötchen und Schnitzel.
Marc Hinnrichs fand bei der Feuerwehr an den Herd. Früher hat er zwar auch ganz gerne mal gekocht. Aber eher nur, weil man ja eben essen muss. Erst, als er seine erste Stelle bei der Feuerwehr antrat, hat ihn die Begeisterung gepackt.
Seit 2006 ist er bei der Berufsfeuerwehr, seine erste Dienststelle nach der Ausbildung war die gerade neu eröffnete Wache 5 am Flughafen. Die hatte nicht nur eine schöne neue Küche, sondern auch zwei gelernte Köche im Team, die natürlich regelmäßig Küchendienste machten. „Da hab ich dann immer mal geguckt, wie’s geht, später auch zu Hause mich mit dem Thema immer mehr beschäftigt.“
Inzwischen ist er 34, dreifacher Familienvater und Oberbrandmeister. Und hinter den gelernten Köchen muss sich der gelernte Feuerwehrmann längst nicht mehr verstecken. Er kocht selbst regelmäßig für sein Team, liest Kochbücher, guckt im Fernsehen Küchenstars wie Johann Lafer oder Alexander Hermanns zu. Und probiert gerne mal was Neues aus.
Heute gibt es Salat mit in Honig karamellisierten Putenstreifen. „Im Sommer machen wir gerne mal was Leichtes“, sagt Hinnrichs. Dass der ein oder andere vielleicht doch noch fragt, was es denn zum Hauptgericht gibt, ist meist nur gutmütige Frotzelei. Im Grunde ist der Trend zur leichten und gesunden Küche längst auch bei den harten Männern von der Feuerwehr angekommen. Und dass die auch noch hübsch anrichten können, ist regelmäßig im Internet zu bewundern. Da posten die Feuerwehrköche gern mal Fotos ihrer Gerichte.
Im März gab’s sogar einen Wettbewerb. Wer macht den gesündesten Teller, hieß die Aufgabe bei Instagram, über die die Follower, die sich eigentlich für Fahrzeugtechnik und Brandbekämpfung interessieren, entscheiden sollten. Allein die Ankündigung erreichte mehr als 2800 Menschen, damit hatten die Initiatoren vom hausinternen Magazin „Feuermelder“nicht gerechnet. Noch weniger mit dem Ausgang: Das Bärengulasch landete bei der Massenjury nur auf Platz 4. Die mit Abstand meisten Herzchen bekam – eine vegan gefüllte Paprika.
Traditionell, sagt Marc Hinnrichs, „isst die Feuerwehr gutbürgerlich und sicher auch deftig. Aber auch die Küche hat sich modernisiert.“Schon deshalb, weil junge Leute wie er zur Mannschaft kamen und eben auch zum Küchendienst. Was nicht heißt, das Fleisch als Energielieferant keine Rolle mehr spielt. In der Leitstelle haben sie angeblich den besten Schnitzelbrater der gesamten Feuerwehr. Und es kommt auch mal ein Burger auf den Mittagstisch. Die Mayo allerdings, sagt Hinnrichs, „die muss dann schon selbst gemacht sein. An den Geschmack kommt keine fertig gekaufte ran.“
Bei der Feuerwehr beginnt die Schicht früh um sieben und dauert 24 Stunden. Natürlich könnte sich da jeder seine Mahlzeiten mitbringen. Aber das gemeinsame Essen gehört schon immer dazu. Es gibt dem langen Arbeitstag, an dem
„Die Mayonnaise muss schon selbstgemacht sein. An den Geschnack kommt keine fertig gekaufte heran“Marc Hinnrichs Feuerwehrmann
sonst nichts planbar ist, eine Struktur. In die Gemeinschaftskasse zahlt jeder 4,50 Euro für ein Mittagessen, 2,50 für das Frühstück. Die Zahl der Esser hängt von der Wachengröße ab. In der Leitstelle sind es mittags immer zwischen sieben und neun. Zwei bis drei Kollegen essen immer mit Verspätung, weil man die 112 ja nicht wegen Mittagspause abschalten kann.
In den Wachen gibt es eine feste Essenszeit für alle. Und genauso regelmäßig ertönt Alarm, kaum, dass alle Kollegen am Tisch sind. Kein Wunder also, dass sie sich früher mit Mettbrötchen und Suppen zufriedengaben, die auch noch essbar waren, wenn Stunden später das Feuer aus oder das Kätzchen vom Baum geholt war. Auf den Punkt gebratene Steaks stehen aus deshalb eher selten auf dem Küchenplan.
Früh um acht wird festgelegt, wer mittags kocht, und wer dabei unterstützt. Wobei die Feuerwehr ihre Schnibbelhilfen natürlich Assistenten nennt. Diesmal macht das Michael Jünger, 33, dessen Kochinteresse ebenfalls erst bei der Feuerwehr erwacht ist. Eingekauft wird entweder schnell in der Nachbarschaft, manchmal bringt der Koch auch alles von Zuhause mit.
Die Grundzutaten werden einmal im Monat aufgefüllt. Marc Hinnrichs war an diesem Morgen sogar noch in seinem Garten in Wittlaer und hat dicke Bunde Schnittlauch, Minze und Majoran geerntet. Kräuter, sagt er, „machen jedes Essen besser“. Privat kauft er gern im Hofladen in seiner Nachbarschaft.
Nachhaltigkeit ist ihm wichtig, und diesen Gedanken will er mit seinem Essen transportieren, sagt er. Er kocht eben nicht nur, damit es was zu Essen gibt.