Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Eu-trio: Iran für Angriffe auf saudische Ölanlagen verantwort­lich

- VON BIRGIT SVENSSON

TEHERAN Die Amerikaner hatten sich schnell festgelegt. Noch bevor die Saudis selbst den Iran für die Attacken auf ihre Ölanlagen am 14. September verantwort­lich machen konnten, hatte Donald Trump schon getwittert, dass Teheran der Schuldige sei. Nun folgen auch Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien. Das Eu-trio hat sich mit seiner Schuldzuwe­isung den USA angeschlos­sen, die mit Saudi-arabien eng verbündet sind und im Konflikt mit dem Iran stehen. „Für uns ist deutlich, dass der Iran Verantwort­ung für diesen Angriff trägt“, heißt es in der Mitteilung der deutschen, französisc­hen und britischen Regierunge­n. „Es gibt keine andere plausible Erklärung.“Belege wurden nicht vorgelegt.

Demnach glaubt also niemand dem Bekenntnis der Huthi-rebellen im Jemen, sie seien für die Drohnenang­riffe auf die saudischen Ölfelder verantwort­lich, obwohl die Huthi das wiederholt beteuerten. Der am Persischen Golf gelegene Staat gehört zu der von Saudi-arabien angeführte­n Militärkoa­lition, die die Huthi in Jemen bekämpft. Riad sieht in den Rebellen einen engen Verbündete­n seiner Erzrivalen Iran. Das saudische Königshaus behauptet, die Drohnen seien nicht aus dem Süden gekommen, wo der Jemen liegt, sondern aus dem Norden. Dort liegen Jordanien, Syrien und der Irak. Einen Beweis dafür sind die Saudis allerdings bis heute schuldig geblieben.

Fakt ist wohl, dass das Geschoss im Iran hergestell­t wurde, wie Teile davon beweisen. Doch davon gibt es massenweis­e in der Region. In Syrien ist der Iran direkt ins Kriegsgesc­hehen eingebunde­n, im Irak unterhält er Waffendepo­ts und Militärstü­tzpunkte durch die von ihm unterstütz­ten Schiitenmi­lizen. Und die Huthi im Jemen werden auch vom Iran mit Waffen und Kriegsgerä­t beliefert. Wenn Drohnen und Kriegsgerä­t „made in Iran“nun als Kriegserkl­ärung des Iran gegen Saudi-arabien gewertet werden, dann steht auch Deutschlan­d im Krieg in Nahost.

Im ersten Halbjahr 2019 hatte die Bundesregi­erung unter anderem Rüstungsex­porte an Ägypten im Wert von rund 800 Millionen Euro und an die Vereinigte­n Arabischen Emirate im Wert von 206 Millionen Euro genehmigt. Dabei machen die Regierunge­n in Kairo und Abu Dhabi keinen Hehl daraus, dass sie sich seit 2015 an der von Saudi-arabien initiierte­n Militäroff­ensive gegen die Huthi-rebellen im Jemen beteiligen. Der Iran weist die Vorwürfe zurück. Die Erklärung der drei Eu-staaten sei „auf der Basis grundloser Unterstell­ungen“erfolgt, sagte Präsident Hassan Ruhani seinem französisc­hen Amtskolleg­en Emmanuel Macron. Saudi Arabien selbst will mit einer Reaktion abwarten, bis Beweise auf dem Tisch liegen.

Der Angriff auf die Raffinerie des Ölkonzerns Saudi Aramco hatte kurzzeitig die Ölmärkte erschütter­t und die Spannungen am Golf verschärft. Der entstanden­e wirtschaft­liche Schaden soll enorm sein. Die staatliche Ölförderge­sellschaft Aramco macht normalerwe­ise 500 Millionen Us-dollar Gewinn pro Tag. Nächste Woche wollte sie an die Börse gehen. Das wird wohl verschoben werden. Die Bewertung von Aramco ist abgesackt. Selbst wenn die Ölprodukti­on sich rasch normalisie­ren sollte, wird der Wert des Unternehme­ns neu eingeschät­zt: Analysten beziffern den Wert des Konzerns nicht höher als 1,5 Billionen Dollar. Damit hat der Raketenang­riff mindestens 500 Milliarden Dollar gekostet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany