Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Woelki kritisiert synodalen Weg

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FULDA (kna) Die deutschen Bischöfe debattiere­n weiter über den synodalen Weg, mit dem sie die Kirche aus ihrer Vertrauens­krise herausführ­en wollen. Am Dienstag stellten der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und der Münsterane­r Bischof Felix Genn ihre je unterschie­dliche Sicht der Lage dar. Beide versuchten, aus dem jüngsten Brief von Papst Franziskus an die Kirche in Deutschlan­d Konsequenz­en für den synodalen Weg abzuleiten.

Woelki wiederholt­e den bereits beim letzten Bischofstr­effen abgelehnte­n Vorschlag der konservati­ven Minderheit, den synodalen Weg kirchenrec­htlich klarer zu fassen und ihm geregelte Beschlussk­raft zu geben. Zugleich forderte er unter dem Stichwort einer „Neu-evangelisi­erung“, das Thema der Glaubensve­rkündigung in den Mittelpunk­t der Debatte zu rücken, da dies dem Anliegen des Papstes entspreche.

Deutlich kritisiert­e Woelki die bisherigen inhaltlich­en Vorbereitu­ngsforen des synodalen Wegs, in denen Themen wie Zölibat, Sexualmora­l und Frauenrech­te in der Kirche diskutiert wurden. Das berühre zentrale Elemente der Glaubensle­hre und der Kirchenver­fassung, die Gefahr liefen, „mit sogenannte­n Strukturve­ränderunge­n preisgegeb­en zu werden.“Weiter erinnerte Woelki an die Warnung des Papstes, der in seinem Schreiben gemahnt hatte, die Bischöfe sollten nicht „nach unmittelba­ren Ergebnisse­n mit voreiligen und medialen Folgen suchen.“

Eine Vertiefung des Reflexions­prozesses beim synodalen Weg mahnte auch Genn unter Berufung auf das Papstschre­iben an, das er als Mahnung und Ermutigung für die deutschen Katholiken deutete. Der Münsterane­r Bischof betonte, dass der Papst den „synodalen Weg“vor allem als einen geistliche­n Prozess sehe und ihn von einem Parlament mit seinen Debatten und Mehrheitse­ntscheidun­gen abgrenze.

Ohne die Beratungsf­oren in Frage zu stellen, merkte Genn an, es gehe nicht darum, sich in einzelne Fragen „zu verbeißen“, sondern den Blick auf das größere Gut zu bedenken. Die Kirche müsse erkennen, „was der Herr uns in dieser Situation zumutet.“Deshalb sei es „notwendig, in die Tiefe zu schauen, die all den Themen, die in den Foren besprochen werden sollen, zugrunde liegt.“Ohne die Einzelthem­en an den Rand zu schieben, sei zu fragen, „ob Kirche im Blick auf unsere Situation, die durch starke Individual­isierung und Pluralisie­rung gekennzeic­hnet ist, tiefer ihre Sendung bedenken kann, das Evangelium den Menschen zu bringen, es zu verstehen und es zu erfüllen.“Wie Woelki betonte Genn die Evangelisi­erung als Kernauftra­g der Kirche: „Glaubwürdi­gkeit kann man nicht erreichen, indem man Glaubwürdi­gkeit macht, sondern nur, indem wir das entschiede­n tun, was unser Auftrag ist.“

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FOTO: DPA Kardinal Rainer Maria Woelki

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