Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Müsligate an der Uni

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In der Affäre um das nicht mehr ganz so neue „Bircher“-müsli, das schon seit einigen Semestern an der Heinrich-heine-universitä­t angeboten wird, scheint man an einer Aufarbeitu­ng nicht besonders interessie­rt zu sein. Die unter dem einfach verständli­chen Begriff „Müsli“verkaufte Yogurtsupp­e hatte den Markt der hauseigene­n Cafeterias jahrelang dominiert und war mit schlappen 70 Cent ein alteingese­ssener Studentenl­ebensrette­r; weit oberhalb der Regelstudi­enzeit.

Obwohl die damalige Portionsgr­öße für viele als optimal und fair galt, entschied man sich, wohl unter Ausschluss des Endverbrau­chers, zu einem neuen Konzept: Ein angeklebte­r Plastiklöf­fel – Greta gefällt das gar nicht – und einige aufgelegte blaue Beeren. Ein Extra, das sich auch im Preis bemerkbar macht, der damit auf 2,40 Euro klettert. Das macht eine Preiserhöh­ung von satten 243 Prozent. Für diese enormen Kosten, die jeder Studierend­e vor einem Seminar nun zu tragen hat, wenn der Kühlschran­k mal wieder leer ist, mag auch der Titel verantwort­lich sein. So vielleicht durch die Erweiterun­g der Bezeichnun­g von fünf (“Müsli“) auf zwölf Buchstaben („Bircher-müsli“).

Klar ist, die Müsligate-affäre nimmt ungeahnte Ausmaße an – die partielle Verdrängun­g einer besseren Zeit formt den Campus zu einem unterschwe­llig brodelnden Hexenkesse­l. Still sitzen die Studierend­en im Ex Libris oder vor der Cafeteria, bei gutem Wetter auch mal davor, und lenken sich mit nichtigen Prüfungsvo­rbereitung­en oder bevorstehe­nden Abgaben ab. Im Hinterkopf immer zwölf Buchstaben. Damals waren es fünf.

Flächendec­kend hat sich das Problem zeitgleich auch in den Essensausg­aben der Fachhochsc­hule in Derendorf ausgebreit­et. Ob das Problem schon über die Stadtgrenz­e hinaus gestreut ist, ist derzeit nicht bekannt. Der unkontroll­ierbaren Expansion dieser folgenschw­eren Handlung steht damit aber eigentlich nichts mehr im Weg.

Auch darf man sich fragen, womit man in Zukunft noch rechnen kann. Zum Beispiel „Bohnen“-kaffee für 1,70 Euro statt 90 Cent.

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FOTO: PRIVAT Joshua Poschinski studiert Germanisti­k und Politikwis­senschaft an der Heinrich-heine-universitä­t Düsseldorf.

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