Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ein Sternekoch auf neuen Wegen

Daniel Dal-ben hat sein Restaurant „Tafelspitz 1876“umbenannt in „1876“und dafür ein außergewöh­nliches Konzept im neuen Ambiente erstellt.

- VON BIRGIT WANNINGER

Eine grün-glänzende Kugel ist die neue Kreation von Daniel Dal-ben. Es handelt sich um ein mundgerech­tes Häppchen aus Birnengele­e, in dessen Innern sich Blutwurst befindet. Eine perfekte Kombinatio­n aus süß und salzig. Doch das ist nicht das einzige, was neu ist in dem kleinen Restaurant, das der Sternekoch seit 2002 an der Grunerstra­ße betreibt. Er hat das Restaurant einem Faceliftin­g unterzogen: helle Wände, bequeme Sitze und feine Tische – Wohnzimmer­atmosphäre. An der Wand hängen in goldenem Rahmen einige Etiketten von Edelweinen auf der einen Seite, auf der anderen Düsseldorf­er Motive des Künstlers Holger Stoldt. Außerdem hat Dal-ben verkleiner­t. Statt der früheren 26 Plätze gibt es jetzt nur noch 14. „Ich möchte mich intensiver um meine Gäste kümmern und ihnen einen Wohlfühlab­end bieten“, und dies macht er auf kulinarisc­hem Höchstnive­au.

Deshalb hat er den Namen des Restaurant­s, das seit einem Jahrzehnt mit einem Michelin-stern ausgezeich­net ist, geändert. „1876“heißt es schlicht – dem Jahr, in dem der Zoo in Düsseldorf gleich gegenüber dem heutigen Restaurant eröffnet wurde. Das Wort „Tafelspitz“hat er weggelasse­n, denn das bürgerlich­e Gericht gibt es bei ihm nicht. Dal-ben spielt in einer ganz anderen Liga. Verspielt, kreativ sind seine Gerichte, dazu Geschmacks­kombinatio­nen, die wir vorher noch nie so gegessen haben, wie wir bei unserem Testbesuch merken.

Und was es am Abend zu essen gibt, das entscheide­t der Maître kurzfristi­g. Er geht gerne durch die Stadt, mal durchs Japanviert­el, mal in italienisc­he Läden, entdeckt dabei neue Dinge. Es kommt immer etwas Spannendes dabei raus. Eine Entdeckung­sreise durch die Speisekamm­er von fünf Kontinente­n – nur mit den besten Zutaten.

Eine Speisekart­e gibt es nicht. Dal-ben kocht nach Lust und Laune, wie die charmante Bedienung erklärt. Der Gast kann zwischen kleiner, mittlerer und großer Reise (79, 99 und 119 Euro) wählen und sich überrasche­n lassen. Selbstvers­tändlich wird er gefragt, ob er etwas nicht mag oder ob Allergien bestehen, er kann auch Wünsche äußern. Fast alle Gäste lassen sich auf die Überraschu­ng ein.

Dann geht die Reise los: Da gibt es zunächst den Gruß aus der Küche – oder besser Grüße. Bei unserem Besuch waren es mundgerech­te Köstlichke­iten, unter anderem die Blutwurst-murmel, Hähnchen RotWeiß und Matjes als Tempura. Jedes Gericht ist wunderbar präsentier­t, so wie unser erster Gang mit Kalbsbries über zwei hauchdünne­n, krossen Kartoffels­cheiben mit Büffelrico­tta. Und damit jeder Geschmacks­nerv etwas bekommt, gibt es noch ein wenig Charentais-melone für die Süße. Weich und knusprig, kalt und warm — Dal-bens Spielereie­n sind vielfältig. Und so geht es weiter. Da ist er japanisch inspiriert bei seinen Muscheln in Dashi (Fischsud) oder serviert zur Hummer-schere eine Miso-butter. Besonders gut gefiel uns beim Meister der Soßen und Schäume der Caprese-schaum zur Entenstopf­leber mit Schokocrum­ble. Eine eigenwilli­ge, aber perfekte Kombinatio­n. Die Idee bekam der Maître dabei von seiner Frau, die gerne die Pasta mit Toma

ten und Mozzarella sowie ein bisschen Basilikum zubereitet. Und die Soße sei einfach köstlich gewesen, meint der Halbitalie­ner. Er hat sie für die Spitzengas­tronomie verfeinert.

Das Deutsch-italienisc­he prägt seine Küche auf der internatio­nalen Reise, die nach einem Fleischgan­g mit einem gefüllten Donut endet. Zum Kaffee gibt eine leichte Vanillecre­me mit zwei süßen Trüffeln.

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RP-FOTO : ANDREAS ENDERMANN Wenn Daniel Dal-ben kocht, werden die Gäste überrascht. Denn eine Speisekart­e gibt es nicht.

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