Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Wie fair wollen wir es?
Die AG „ Schokofair-stoppt Kinderarbeit!“der Montessori-gesamtschule war als Aussteller auf dem Fairtrade-kongress in Köln.
Vergangene Woche zeigte unsere Schokofair AG als Aussteller beim Fairtrade-kongress „Fair begegnen – fair gestalten“Präsenz. Wer den Fairtrade-town-preis gewinnt oder wie man besser PR für Fairtrade macht, all dies interessierte meine Schülerinnen und Schüler weniger. Ihnen ging es vor allem um Glaubwürdigkeit. Mit Hilfe eines eigens erstellten Wissensquiz konnte jeder Kongressteilnehmer sehen, was die Schokofairs aus Flingern erforscht hatten. Über 350 Teilnehmer machten mit und wurden dabei sehr nachdenklich.
Dass noch immer zwei Millionen Kinder allein in Westafrika auf den Kakaoplantagen schuften müssen, war vielen schon bekannt, nicht aber, dass auch die meisten der zertifizierten Kakaobauern unter der Armutsgrenze leben müssen. Schlimm finden unsere Schokofairs, dass Zertifizierer wie Rainforest Alliance (auch als UTZ bekannt) zwar vorgeben, nachhaltig zu sein, es aber oft nicht in dem von unseren Schülern erwarteten Maße sind. Denn zur Nachhaltigkeit gehört für sie auch die soziale Verträglichkeit eines Produkts. Wer den Kakaobauern keine Mindestpreise garantiert, sondern außer Schulungen nur einen extrem niedrigen Kakaopreis zahlt (aktuell nur etwa 2000-2300 Us-dollar pro Tonne), schafft aus Sicht der Schüler eine Art zertifizierter Armut und handelt eben nicht nachhaltig.
Fairtrade ist vielen Firmen „zu teuer“, obwohl Fairtrade mit 2400 Us-dollar Mindestpreis pro Tonne plus 240 Us-dollar Prämie immer noch weit davon entfernt ist, seinen Kakaobauern ein existenzsicherndes Einkommen zu ermöglichen. Fairtrade selbst errechnete für die Elfenbeinküste 3467 Us-dollar pro Tonne als „living income“.
Die meisten der Kongressteilnehmer kannten diese Zahlen nicht und gingen davon aus, dass die Fairtrade zertifizierten Kakaobauern auch fair bezahlt werden.aus Sicht unserer AG ist die GEPA, ein großer Importeur für fair gehandelte Lebensmittel, ein deutlich positiveres Beispiel. Hier wird den Bauern tatsächlich ein angemessenes „living income“ermöglicht. Die Schokofairs aus Flingern wünschen sich, dass Fairtrade hier nachbessert. Auch der Standard, dass 20 Prozent fairer Anteil im Produkt reicht, um das Fairtrade-siegel zu bekommen, reicht den Schülern nicht.
Deshalb werden die SchokoFairs nicht müde, einen SchoKO-TÜV, also verbindliche Gesetze auf Bundesebene zu fordern.