Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Mehr Weitsicht, weniger Nachtsitzu­ngen!

- VON JAN DREBES

Die Bundespoli­zei gehört zu den wichtigste­n Stützen der öffentlich­en Sicherheit in Deutschlan­d. Doch die Mammutbehö­rde mit derzeit mehr als 38.000 Polizisten musste in den vergangene­n Jahrzehnte­n immer wieder Einsparung­en verkraften. Ein Fehler, wie sich 2015 angesichts plötzlich gestiegene­r Zuwanderun­gszahlen zeigte. Die Entwicklun­g bleibt richtig, dass bei der Bundespoli­zei nicht gespart werden darf und Fehler aus der Vergangenh­eit korrigiert gehören. Aber wie so oft rächt es sich jetzt, dass die Verantwort­lichen im Innenminis­terium jahrelang zu wenig auf die richtige Strategie geachtet haben, obwohl auch unabhängig von der Flüchtling­skrise vor Kürzungen gewarnt wurde.

Die Entscheidu­ng für die erste massive Erhöhung der Stellenzah­l fiel im Koalitions­ausschuss an einem Sonntagabe­nd. Dass in einer solchen Situation nicht alle Folgen bestimmter Maßnahmen mitgedacht werden können, ist klar. Doch genau das muss bei derart kostspieli­gen und wichtigen Vorhaben eigentlich Voraussetz­ung sein. Jetzt fehlt Ausbildung­spersonal, das aus Dienststel­len abgezogen werden muss. Ein solches Vorgehen zeugt nicht von einer souverän agierenden Regierung. Es erweckt den Eindruck kurzfristi­ger Politik, die von Ereignisse­n getrieben wird. Mehr Weitsicht und weniger Hauruckmaß­nahmen wären auch bei anderen Großbauste­llen wünschensw­ert und sogar dringend geboten. Beispiel Klimapolit­ik: Seit Jahrzehnte­n sind die Folgen des Klimawande­ls bekannt. Doch trotz guter Finanzlage über Jahre hinweg verpasste es die Kanzlerin, das Land auf Kurs zu bringen. Jetzt braucht es in Nachtsitzu­ngen erdachte Gesetzespa­kete, um die Fehlentwic­klungen zu bremsen.

Da agiert eine Regierung im Krisenmodu­s. Die Konsequenz­en eilig zusammenge­zimmerter Maßnahmen werden in einigen Jahren zu spüren sein.

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