Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Als blinder Passagier einmal um die Welt

Die südafrikan­ische Kröte Simba und ihr Artgenosse aus Chemnitz zeigten sich beim ersten Treffen nicht gerade begeistert voneinande­r.

- VON EIRIK SEDLMAIR

Die südafrikan­ische Kröte Simba und ihr Artgenosse aus Chemnitz zeigten sich beim ersten Treffen nicht gerade begeistert voneinande­r.

Die Kröte, die im Terrarium im Aquazoo Löbbecke umhersprin­gt, ist etwa sieben Zentimeter lang, rötlich gefärbt und hört auf den Namen Simba. Normalerwe­ise haben Kröten eine Lebenserwa­rtung von bis zu zwölf Jahren. Doch was Simba allein in diesem Jahr durchmacht­e, dürfte für mehr als drei Krötenlebe­n reichen: Im Januar schlüpfte sie in Südafrika in den Wanderschu­h einer Touristin, reiste darin als blinder Passagier im Flugzeug nach Düsseldorf. Sie überlebte den Waschgang einer Waschmasch­ine und den Angriff einer Hauskatze.

Ihre Geschichte ging um die Welt, sogar niederländ­ische und brasiliani­sche Medien berichtete­n. Doch auch als weltberühm­te Kröte blieb sie einsam in ihrem Terrarium im Aquazoo. Bis jetzt. Vor einigen Wochen wurde eine Artgenossi­n im Chemnitzer Zoo abgegeben, auch sie war als blinder Passagier mit einem Flugzeug eingereist – und wie Simba allein im Tierpark. Mehr Kröten ihrer Art, die wissenscha­ftlich Schismader­ma carens heißt, gibt es laut bundesweit­er Zoo-datenbank in ganz Deutschlan­d nicht.

Sandra Honigs, stellvertr­etende Direktorin des Aquazoos, telefonier­te deshalb mit dem Chemnitzer Zoo, und dabei wurde beschlosse­n, beide Tiere in Düsseldorf zusammenzu­bringen. Nachdem die Chemnitzer Kröte – deutlich größer als Simba und wahrschein­lich ein Weibchen – auf Herz und Nieren untersucht wurde, ist sie für gesund befunden aus Sachsen in den Aquazoo gebracht worden. Nach drei Monaren Quarantäne ist sie am Dienstag beim – mutmaßlich­en – Kröterich Simba eingezogen.

Dass blinde Passagiere im Aquazoo landen, ist keine Seltenheit, erzählt Honigs. Dieses Jahr habe der Aquazoo sieben Tiere auf diese Art bekommen. Vor allem Geckos befinden sich laut Honigs oft im Reisegepäc­k. Auch rufe der Zoll am Flughafen häufiger bei ihnen an, wenn illegal mitgebrach­te Reptilien beschlagna­hmt worden sind. Am liebsten, sagt Honigs, würde sie die „gar nicht aufnehmen müssen“. Doch man kann sie auch nicht einfach zurück ins Herkunftsl­and schicken. Das ist verboten, weil die Tiere Krankheite­n einschlepp­en könnten. Hongis appelliert deshalb an Touristen, vor der Heimreise ihr Gepäck nach Tieren zu untersuche­n.

Die Wanderin, in deren Schuh sich Simba in Südafrika versteckt hatte, bemerkte die Kröte nicht einmal, als sie sie mit Schmutzwäs­che in die Maschine steckte. Erst nach dem Schleuderg­ang, als ihre Katze sich zornig auf die Wäsche stürzte, flog der blinde Passagier auf

Die Chancen für eine Vermehrung der Art stehen übrigens nicht sehr gut: Kaum aufeinande­r getroffen waren Simba und die noch namenlose Artgenossi­n in entgegenge­setzte Richtungen davongehüp­ft und hatten sich so gut versteckt, dass sie auch von den Zoomitarbe­itern kaum zu finden waren.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Nix wie weg: Simba und seine namenlose Artgenossi­n aus Chemnitz wollten lieber allein sein, als sich im Aquazoo-terrarium näher kennenzule­rnen.

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