Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Schwere Vorwürfe gegen Ryanair
Rtl-reporter berichten von unzumutbaren Arbeits- und Sicherheitsstandards der Linie.
KÖLN (mja) Eine Journalistin der Rtl-investigativgruppe „Team Wallraff“hat beim irischen Billigflieger Arbeits- und Sicherheitsbedingungen festgestellt, die unterhalb des Durchschnitts der Luftgesellschaften liegen. Undercover schleuste sich die Reporterin zunächst als Bewerberin auf ein Flugbegleiter-seminar ein, absolvierte eine sechswöchige Ausbildung, bevor es dann zum Fliegen ging. Eine solche kurze Ausbildung ist ungewöhnlich.
In Sachen Sicherheit musste die Rtl-journalistin eine eintägige Schulung in Frankfurt-hahn absolvieren, auch ein Erste-hilfe-kurs fand statt. Bei einer Notlandeübung testete die Crew von der Journalistin lediglich eines von sieben Szenarien, viele Auszubildende waren laut Reporterin vollkommen überfordert mit der übereilten Übung. Noch nicht mal eine Nachbesprechung erfolgte.
Alle Übungen erfüllen die behördlichen Anforderungen. Mehr aber nicht. Bei RTL beklagte der unabhängige Luft- und Sicherheitsexperte Thomas Friesacher die unzureichende Zeit, die bei der Ausbildung der Ryanair-flugbegleiter für die Sicherheit eingeplant ist. „Es ist eher eine Art Pflichtveranstaltung, damit die rechtlichen Vorgaben für die Qualifikation erfüllt sind. Als maßgeblich erfüllende Ausbildung würde ich das nicht ansehen“, sagte der Experte.
Die Ausbildung zur Flugbegleiterin absolvierte die Undercover-journalistin bei einer Leiharbeitsfirma, nicht bei Ryanair direkt. Diese erklärte RTL auf Nachfrage: „Alle unsere Kabinenpersonalschulungen sind von der irischen Luftfahrtbehörde gemäß den Easa-bestimmungen genehmigt.“
Auch bei der Abfertigung der Passagiere am Boden ist das Ziel von Ryanair, möglichst viel Geld zu verdienen. Bordkarte nicht ausgedruckt? 20 Euro zusätzlich. Name auf dem Flugticket falsch? Für die Änderung wollte das Unternehmen 160 Euro von einer Reisenden. 55 Euro musste ein Passagier zahlen, weil er online nicht eingecheckt war. Von Ryanair gab es zu sämtlichen Sachverhalten kein Statement. Alle Anfragen der Rtl-redaktion ließ das irische Unternehmen unbeantwortet.