Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Truppenabz­ug als Wahlkampf-strategie

- VON FRANK HERRMANN

Als Donald Trump auf Wahlkampfb­ühnen verkündete, er werde Amerikas scheinbar endlose Militärprä­senz in Konfliktge­bieten beenden, war das ein Grund dafür, dass er im November 2016 die Wahl gewann. Die „Boys in Uniform“aus Krisengebi­eten heim zu holen, entsprach der Stimmung im Land, der Ernüchteru­ng nach dem Fiasko des Kriegs im Irak. Wenn nicht alles täuscht, hält eine Mehrheit der Amerikaner den Ansatz noch immer für richtig. Und so selbstgefä­llig Trumps Tweets bisweilen anmuten, für Stimmungen hat er ein sicheres Gespür.

Ergo soll das Verspreche­n, sich von den „forever wars“zu verabschie­den, von Kriegen also, die laut Trump bis in alle Ewigkeit geführt werden, einen Stützpfeil­er seiner Wiederwahl-kampagne bilden. Nur handelt er dabei wie einer jener Dogmatiker, von denen ihn, den angeblich hochflexib­len Geschäftsm­ann, angeblich Welten trennen. Sein Dogma lautet Rückzug, egal, wie die Lage im Detail aussehen mag. Begleitet wird es von der Dauerklage, nach der die Alliierten auf Kosten Amerikas auf dem Trittbrett mitfahren. Oder dass sie sich, wie im Falle der syrischen Kurdenmili­zen, ihre Feldzüge allzu teuer bezahlen lassen. Im Wahlkampfm­odus wirft Trump eine Strategie über Bord, die sich im konkreten Fall durchaus bewährt hat. Ob ihn die Proteste republikan­ischer Senatoren doch noch zur Rolle rückwärts bewegen, muss sich zeigen.

Mit minimalem Einsatz, und dem umso größeren Einsatz ihrer kurdischen Verbündete­n, ist es den USA in Syrien gelungen, die Terroriste­n des „Islamische­n Staats“in Schach zu halten. Mit ihrer zwar weitgehend symbolisch­en, aber politisch durchaus ins Gewicht fallenden Präsenz haben sie die Türkei davon abgehalten, im Nordosten des Landes einzumarsc­hieren. Eine Kosten-nutzen-rechnung, wie sie Trump so gern aufstellt, würde eindeutig schwarze Zahlen ausweisen.

BERICHT VERRAT IN SYRIEN?, POLITIK

Newspapers in German

Newspapers from Germany