Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Freibad-täter meistens Deutsche

Die Nennung der Nationalit­ät stiftet eher Verwirrung, als für Klarheit zu sorgen.

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Mehrmals ließen die Behörden im Sommer das Düsseldorf­er Rheinbad räumen. Unter Berufung auf die städtische Bädergesel­lschaft verwies ein Polizeispr­echer auf „augenschei­nlich um 50 bis 60 Jugendlich­e und junge Männer nordafrika­nischen Typs“im Zentrum der Tumulte – und halb Deutschlan­d witterte einen neuen Skandal.

Ein neuer Bericht des Nrw-innenminis­teriums versachlic­ht nun die Debatte. Demnach erfasste die Kriminalit­ätsstatist­ik in der Saison 2019 in den Freibädern des Landes 659 Straftaten. Von den 379 ermittelte­ten Tatverdäch­tigen haben 290 die deutsche Staatsange­hörigkeit, also mehr als 76 Prozent. Am häufigsten wurden Diebstähle gezählt (rund 400), gefolgt von Körperverl­etzungen (65) und Hausfriede­nsbrüchen (58). Von den 18 Beleidigun­gen hatten zwei einen sexuellen Hintergrun­d.

Nrw-innenminis­ter Herbert Reul (CDU) bleibt mit dem Bericht seiner Linie treu: Vor wenigen Wochen setzte er sich dafür ein, dass die Polizei bei Kriminalit­ätsdelikte­n grundsätzl­ich auch die Nationalit­ät der Tatverdäch­tigen nennen soll.

Ungewollt verdeutlic­ht sein aktueller Bericht die Missverstä­ndlichkeit solcher Informatio­nen. Die Erkenntnis, dass Freibad-straftaten in NRW zuletzt überwiegen­d von Tätern deutscher Staatsange­hörigkeit begangen wurden, scheint Freibadgäs­te mit Migrations­hintergrun­d vor Vorurteile­n zu schützen. Der Bericht enthält aber auch den Hinweis, dass die meisten der Verdächtig­en mit deutschem Pass mit Vornamen „Mohamed“heißen (gefolgt von „Maximilian“und „Helmut“). Der Fall zeigt: Schon weil ein Migrations­hintergrun­d und ein deutscher Pass sich nicht ausschließ­en, sorgt die nicht weiter eingeordne­te, standardis­ierte Nennung von Täter-nationalit­äten für mehr Fragen als Antworten.

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