Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Ein Bahnhof ist Kater „Mickis“Revier
Der Kater ist eine kleine Berühmtheit – was seiner Besitzerin nun Sorgen bereitet.
WUPPERTAL (seda) Kater „Micki“hätte ein ruhiges Leben führen können. Im Wuppertaler Stadtteil Vohwinkel hätte er unbehelligt durch die Gegend streifen können, ohne dass sich jemand nach dem Tier mit dem roten Fell umgedreht hätte. Doch kaum war „Micki“auf der Welt, entschloss er sich, täglich zum nahegelegenen Bahnhof zu gehen. Nicht bloß für ein paar Minuten, sondern für Stunden. Nun ist „Micki“sieben und ein kleiner Star.
Simone Lewin, 48, hat fünf Katzen und Kater, doch nur „Micki“hat den Bahnhof zu einem Ausflugsziel gemacht. Ihn in der Wohnung einzusperren, wäre unmöglich, „eine Strafe“, sagt sie. Schon wenn er wegen seiner Allergie gegen Milbenbisse in der Wohnung bleiben muss, wird er ungemütlich. So machte sich „Micki“über die Jahre immer mehr Freunde unter den Pendlern. „Er hat eine charmante Art an sich und geht auf Leute zu“, sagt Lewin. Manchmal wandert er sogar über die Schienen. Mit seinen Pfoten spürt er rechtzeitig, wenn ein Zug kommt.
Doch immer wieder glaubten Leute, „Micki“sei von zu Hause ausgerissen oder ein Streuner, ein wild lebender Kater, und riefen Feuerwehr, Ordnungsamt oder den Katzenschutzbund an. „Micki“landete mehrfach im Tierheim. Irgendwann hängte Lewin einen Zettel am Bahnsteig auf: „Ich bin ,Micki’!!! Das ist mein Revier!!!“Dort erklärt er, dass er Freigänger ist und ein Zuhause hat. Dass man ihn streicheln und fotografieren, aber nicht füttern und mitnehmen darf. Sogar eine Facebook-gruppe richtete Lewin ein. Zunächst zur Aufklärung gedacht, wurde sie zum Ort, an dem Menschen Fotos von ihren Begegnungen mit „Micki“posteten. Es sind sehr freundliche Begegnungen.
Dann wurde alles eine Nummer größer. Zu groß. Erst berichtete das Lokalradio, dann das Fernsehen. Andere Interviews sagte Lewin schon ab. Denn allmählich wird ihr der Trubel zu viel. Sie hat Sorge, dass es auch „Micki“zu viel werden könnte und die Facebook-gruppe auf „geheim“gestellt. Sie befürchtet, dass Leute nach Vohwinkel reisen, nur um den Kater zu sehen. Ihr Wunsch: „Die Leute sollen ,Micki’ ,Micki’ sein lassen. Er ist ein Lebewesen und keine Kultfigur.“