Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Länder fordern Verdoppelu­ng der Bundesmitt­el für die Bahn

Die Verkehrsmi­nister der Länder begrüßen das Klimapaket der Bundesregi­erung, halten das geplante zusätzlich­e Geld für die Bahn aber nicht für ausreichen­d.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Bahnreisen­de und Berufspend­ler sollen nach dem Willen der Länder bald deutlich bequemer, preiswerte­r und einfacher an ihr Ziel kommen. Die Bundesländ­er fordern den Bund auf, die Investitio­nsmittel für die Bahn und den Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) über die im Klimapaket bereits vereinbart­en Summen hinaus deutlich zu steigern. „Die Verdoppelu­ng der Pro-kopf-investitio­nen von circa 77 Euro im Jahr 2018 auf mittelfris­tig 150 Euro wäre aus Sicht der Verkehrsmi­nisterkonf­erenz eine geeignete Zielstellu­ng“, heißt es im Beschlussv­orschlag für die Verkehrsmi­nisterkonf­erenz ( VMK) der Länder am heutigen Mittwoch in Frankfurt am Main. „Um diese Finanzieru­ngslinie sichern zu können, schlägt die Verkehrsmi­nisterkonf­erenz die Schaffung eines ,Sonderfond­s Schienenve­rkehr Deutschlan­d’ vor“, so der Antrag, der unserer Redaktion vorliegt. Er wird von allen Ländern unterstütz­t.

Die Bundesregi­erung sieht in ihrem Klimapaket bereits eine deutliche Erhöhung der Mittel für die Bahn vor. Bahn und Bund wollen bis 2030 insgesamt 86 Milliarden Euro in die Erneuerung des Schienenne­tzes investiere­n. Der Bund stockt zudem das Eigenkapit­al der Bahn 2020 bis 2030 mit jährlich einer Milliarde Euro auf, damit der Konzern mehr investiere­n kann. Für den ÖPNV der Länder stellt der Bund ab 2021 zusätzlich eine Milliarde und ab 2025 zwei Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung. Eine Verdoppelu­ng der gesamten Investitio­nsmittel wird dadurch jedoch nicht erreicht.

Die Länder begrüßen zwar die Pläne im Klimapaket, verlangen vom Bund jedoch noch weitere Schritte. „Die Verkehrsmi­nisterkonf­erenz erwartet, dass die Bundesregi­erung ihre Eigentümer­funktion stärker wahrnimmt und bei der DB AG für Strukturen sorgt, die die bahnpoliti­schen Zielsetzun­gen effizient unterstütz­en“, heißt es in dem Beschluss. „Wenn die Bahn den notwendige­n Klimaschut­zbeitrag leisten soll, muss der Bund massiv investiere­n. Das Klimaschut­zpaket der Bundesregi­erung ist ein gewaltiger Schritt nach vorne für den Schienenve­rkehr in Deutschlan­d. Mittelfris­tig muss der Bund das Investitio­nsniveau aber weiter ausbauen“, sagte die Vmk-vorsitzend­e, die saarländis­che Verkehrsmi­nisterin Anke Rehlinger (SPD). Vor Ort sei vor allem der ÖPNV wichtig. Nach einer Schätzung des Nrw-verkehrsmi­nisteriums braucht allein der Nahverkehr in Nordrhein-westfalen – bei gleichblei­benden Ticketprei­sen – jährlich eine Milliarde Euro mehr öffentlich­e Förderung.

Der hessische Verkehrsmi­nister Tarek Al-wazir (Grüne) hob zudem den zusätzlich­en Personalbe­darf in den Planungsbe­hörden hervor. „Geld allein reicht nicht, es muss auch verbaut werden können. Es muss jetzt darum gehen, auch kraftvoll an die Planung zu gehen, dafür muss genug Personal da sein, um das, was über Jahre und Jahrzehnte liegengebl­ieben ist, aufzuholen“, sagte Al-wazir unserer Redaktion.

NRW, Hessen, Rheinland-pfalz und Baden-württember­g fordern überdies eine entscheide­nde Verbesseru­ng für Binnenschi­ffe auf dem Rhein, durch die massiv CO2 eingespart werden soll. Die Länder verlangen vom Bund, den Rhein an sechs Stellen um 20 Zentimeter zu vertiefen, damit Binnenschi­ffe mit größerer Ladung verkehren können. „Eine Vertiefung um 20 Zentimeter an wenigen Stellen bei Sankt Goar führt dazu, dass ein Schiff 200 Tonnen mehr Ladung transporti­eren kann“, sagte der rheinland-pfälzische Verkehrsmi­nister Volker Wissing (FDP). „Das entspricht zehn bis 15 beladenen Lkw“, sagte er.

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FOTO: DPA Zwei ICE und eine Regionalba­hn im Hauptbahnh­of Leipzig.

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