Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Deutsche Bank könnte hierzulande 9000 Jobs streichen
Aufsichtsratschef Paul Achleitner verteidigt den Titel des bestbezahlten Chefkontrolleurs im Dax.
FRANKFURT Der Jobabbau bei der Deutschen Bank könnte die Beschäftigten in Deutschland hart treffen. Das berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Etwa die Hälfte der 18.000 Stellen, die die Deutsche Bank bis 2022 streichen will, könnte auf Deutschland entfallen. Die Bank bestätigte diese Details nicht, es gebe nichts Neues. Sie werde zudem eine Aufteilung nach Regionen und Bereichen erst kommunizieren, wenn Entscheidungen über den konkreten Stellenabbau gefallen seien, hieß es in einer Mitteilung. Der Vorstand habe aber wiederholt deutlich gemacht, dass alle Bereiche der Bank ihren Beitrag leisten müssten. Das gelte auch für Deutschland, hier werde eine „substanzielle Zahl von Stellen“wegfallen, da es mit Abstand der größte Standort der Deutschen Bank sei. Allerdings sind in den 18.000 Stellen, die gestrichen werden sollen, auch die Arbeitsplätze bei der Postbank enthalten, die im Zuge der Integration auf die Deutsche Bank entfallen werden. Das sind 2000 Stellen. 6000 bis 10.000 Stellen könnten in Deutschland wegfallen, hatte Konzernbetriebsratschef Frank Schulze im Juli geschätzt. Allerdings könnte der neue Chef der Privatkundensparte, Manfred Knof, die Struktur der Postbank verändern, die noch als getrennte rechtliche Einheit geführt wird. Das könnte der Deutschen Bank hohe Kosteneinsparungen von einigen hundert Millionen Euro bringen, will Bloomberg erfahren haben. Bis zum Jahr 2022 sollen die Kosten in der Privatkundensparte um jährlich 1,4 Milliarden Euro sinken. Offensichtlich will die Bank aber schnell zu Entscheidungen kommen, das könnte noch vor dem Investorentag am 10. Dezember geschehen.
Bestimmte Bereiche werden besonders stark betroffen, das hatte Deutsche-bank-chef Christian Sewing im Juli schon angedeutet. So will er das Investmentbanking stark stutzen, hier dürften dann vor allem Mitarbeiter in London betroffen sein. Auch das Netz von aktuell noch etwa 1400 Filialen will die Bank ausdünnen, deshalb werden auch hier voraussichtlich viele Stellen abgebaut. Jobs in den Infrastrukturbereichen oder in der Personal-, Rechts- oder Kommunikationsabteilung werden dann auch nicht mehr im bisherigen Umfang benötigt. In Deutschland beschäftigte die Bank Ende 2018 etwa 41.700 Vollzeitkräfte. Weltweit waren es gut 91.700 Mitarbeiter. Doch die Details will die Bank mit den Arbeitnehmervertretern aushandeln, der Jobabbau soll möglichst sozialverträglich geschehen. Betriebsbedingte Kündigungen sollen also soweit wie möglich vermieden werden.
In diesem Zusammenhang dürften die Arbeitnehmer die Meldung, dass Deutsche-bank-aufsichtsratschef Paul Achleitner 2018 wieder der bestbezahlte Chefkontrolleur unter den Dax-unternehmen ist, für einen gewissen Unmut sorgen. Achleitners Arbeit bei der Deutschen Bank wurde mit fast 860.000 Euro vergütet, das waren 7,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Deutsche Bank selbst hatte 2018 zwar einen Gewinn geschrieben, der fiel aber mit 341 Millionen Euro nicht gerade üppig aus und blieb hinter dem der meisten Konkurrenten zurück. An der Börse gab die Aktie am Nachmittag um 2,35 Prozent auf 6,33 Euro nach. Die Börsianer hätten eine Verschärfung des Stellenabbaus wohl für gut befunden. Allerdings verlieren auch Analysten die Geduld mit dem Geldhaus, und das wegen der anhaltenden Ermittlungen etwa zur Verwicklung in Geldwäsche oder Cum-ex-geschäfte. Die Lage der Bank bleibe instabil, sagt Jan Lennertz von Independent Research. Seine Konsequenz: Er empfiehlt Aktionären, sich von der Aktie zu trennen.