Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Die zweite Karriere der Laura Dahlmeier

Ein halbes Jahr, nachdem Deutschlan­ds Biathlon-star seine Karriere beendet hat, startet die 26-Jährige wieder bei einer Weltmeiste­rschaft: im Berglauf. Die Randdiszip­lin der Leichtathl­etik kann ihr Glück kaum fassen.

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

DARMSTADT Wenn der Deutsche Leichtathl­etik-verband (DLV) seinen Kader für eine Berglauf-weltmeiste­rschaft bekanntgib­t, nimmt die Nation in der Regel keine Notiz davon. Diesmal ist es anders. Nicht, weil Berglauf in Deutschlan­d inzwischen Volkssport wäre. Es liegt an einem der fünf Namen, die als Nominierte für die WM genannt werden. Laura Dahlmeier steht da, und plötzlich wird aus einer der Randdiszip­linen der Leichtathl­etik ein Vorgang von nationalem Interesse. Denn es geht eben um die Frau, die über Jahre zwischen Oktober und März die Nationalhe­ilige in deutschen Wohnzimmer­n war. Wenn Dahlmeier im Biathlon von Sieg zu Sieg eilte, saßen Millionen vor dem Fernseher. Dann gab die Bayerin im Mai ihren Rücktritt bekannt. Mit 25. Nun also der Rücktritt vom Rücktritt. „Ich freue mich sehr auf das Erlebnis, wieder an einer WM teilnehmen zu können und eine neue Sportart für mich zu entdecken. Ich bin gespannt, was mich erwartet und werde mein Bestes geben“, schrieb Dahlmeier bei Facebook.

In Sportschuh­en statt auf Langlaufsk­i und auch gänzlich ohne Gewähr geht Dahlmeier die WM am 15. und 16. Novenber in Argentinie­n an. Und es ist nicht etwa ein Marketing-gag, den sich die DLV-ZENtrale in Darmstadt ausgedacht hat, um Berglauf populärer zu machen. Dahlmeier, schon als Biathletin für ihre überragend­en Ausdauerqu­alitäten bekannt, verdiente sich die Nominierun­g. „Ich freue mich, so eine fantastisc­he Sportlerin wie Laura im Team zu haben. Sie ist nicht nur eine gute Läuferin, sondern auch eine gute Kletterin“, sagt Dlv-berglauf-berater Kurt König, der die vielseitig­e Athletin für die Wm-teilnahme gewinnen konnte. In der Berglauf-praxis hatte Dahlmeier zuletzt gehörig aufhorchen lassen. So gewann sie sowohl Mitte Juni beim „Zugspitz Ultratrail – Basetrail XL“(in 4:15:38 Stunden), als auch Ende August beim sogenannte­n Karwendel-marsch über 52 Kilometer (4:51:03 Stunden). Über eine ähnlich lange Strecke wird es auch in Argentinie­n gehen.

Bergläufe werden hierzuland­e sowohl im Mittelgebi­rge als auch im Alpenvorla­nd ausgetrage­n. Querfeldei­n, über Stock und Stein, bergauf, bergab, durch unterschie­dliches Gelände. Die Teilnehmer­zahlen liegen dabei nach Dlv-angaben im Normalfall zwischen 100 und 1.000. Seit 1985 gibt es Deutsche Meistersch­aften. Seit Mitte der 80er Jahre nehmen Deutsche an Welt- und Europameis­terschafte­n teil.

Für König ist Dahlmeiers Teilnahme an der WM ein Glücksfall. Mindestens. „Das ist wie Weihnachte­n und Ostern zusammen“, sagte er dem „Garmisch-partenkirc­hner Tagblatt“. „Die Nachricht hat nicht nur unter Sportlern eingeschla­gen. So viel Aufmerksam­keit hatten wir für unseren Sport noch nie.“König und der DLV profitiere­n dabei von der Tatsache, dass Dahlmeier zwar ihre Biathlon-karriere beendet haben mag, aber von der Leidenscha­ft für sportliche Herausford­erungen in unebenem Gelände hat sie nichts eingebüßt. Auf dem Rennrad, dem Mountainbi­ke, beim Klettern, beim Hochtouren- und Skitoureng­ehen, oder eben im Berglauf – vom Bei

So viel Aufmerksam­keit hatten wir für unseren Sport noch nie“Kurt König Berglauf-berater

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FOTO: IMAGO IMAGES Mal ohne Ski und Gewehr: Laura Dahlmeier bei einem Fotoshooti­ng in ihrer geliebten Natur.

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