Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
19 Militärmusikermachen, was sie wollen
Mehr als 60 Musiker machen derzeit an der Robert-schumann-hochschule ihren Bachelor in Militärmusik. Als einzige Ausbildungsstätte in Deutschland kooperiert die Hochschule mit der Bundeswehr. In Düsseldorf lernen die zukünftigen Militärmusiker Instrumente, in der Waldkaserne in Hilden bekommen sie den militärischen Drill. Denn ein richtiges Militärmusikkorps verlangt zackiges Marschieren, schnelles und genaues Spiel und das alles im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten. Was aber passiert, wenn den Musikern die Hierarchie genommen wird und sie ganz frei ihre Marschroute und die passende Musik dazu auswählen dürfen? Das erforscht die Performance „Neues Düsseldorfer Modell“heute Abend von 16.30 bis 19 Uhr im K21.
Wo sonst strikte musikalischevorgaben herrschen, gibt Vincent Stange 19 angehenden Militärmusikern nahezu freie Hand. „Die Idee dahinter ist, dass so viele Regeln wie möglich gebrochen werden“, sagt Stange. Die Musiker bewegen sich auf markierten Wegen auf der Piazza im K21. Diese Wege werden durch Linien am Boden vorgegeben, auf denen die Laufrichtung individuell gewählt werden kann. Notenpulte mit Auszügen der Komposition stehen im Raum verteilt. Die Musiker entscheiden sich somit während der Performance ohne Vorgabe für unterschiedliche Notenpulte und spielen die darauf liegenden musikalischen Pattern.
Was das Blasorchester aus Stanges Vorgaben machen wird, ist nicht klar. „Diese Aufführung ist eine zufällige Performance, die einen erweiterten individuellen Entscheidungsraum für die Musiker, aber auch die Zuschauer eröffnet“, sagt Stange, der gerade seinen Bachelor am Institut für Musik und Medien macht. Seine Performance findet im Rahmen der Konzertreihe Sonify statt, die anlässlich der Ausstellung des Klangkünstlers Carsten Nicolai von Phillip Schulze kuratiert wird. Komponiert hat Stange die 24 Pattern mit Patrick Arnold und Philipp Reimann, die Idee der Performance hat Stange in den vergangenenmonaten ausgearbeitet. „Ich habe ein Konzept entwickelt, mit dem die grafischen Dienstgradabzeichen in Musik übersetzt werden“, sagt Stange. So ist derdienstgradgruppe Mannschaft die Rhythmik zugeteilt, den Unteroffizieren die Harmonik, und die Melodik leitet sich von den Abzeichen der Offiziere ab, während die Generäle ironischerweise für die Improvisation zuständig sind.