Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Mehr Farbe fürs Viertel

Jeanne Schillings hat an der Birkenstra­ße einen Laden für Auftragsma­lerei eröffnet. „ Jeanne d’art“, so der Name, steht aber für mehr.

- VON MARC INGEL Info: https://jeannedart.de/

FLINGERN Die Birkenstra­ße hat jetzt eine Villa Kunterbunt. So zumindest beschreibt Jeanne Schillings selbst gerne ihren Laden, denn bunt ist es hier zweifelsoh­ne. Sie will mehr Farbe ins ohnehin schon pulsierend­e Flingern bringen, und das versteht Jeanne, wie sie nur genannt werden möchte, auch im übertragen­en Sinne: Offen sein, mit den Menschen ins Gespräch kommen, „jeder darf reinschaue­n, sich umsehen, mit mir quatschen“, sagt sie. Und obwohl sie sich erst seit ein paar Wochen in dem Geschäft, wo früher noch „Koch dich Türkisch“beheimatet war, ausbreitet, machen das viele: Ein junger Mann aus Gambia besucht sie regelmäßig, eine Kurdin bringt Jeanne Exotisches zu essen, eine japanische Künstlerin findet es bei ihr „einfach nur geil“, und ein 89-Jähriger erzählt von der Zeit, als in dem Laden noch Kurzwaren verkauft wurden.

„Jeanne d’art“hat sie ihr kleines Reich getauft, in dem die Autodidakt­in vor allem Auftragsar­beiten anfertigt, gerne nach einer Foto-vorlage. Jeanne hat aber auch schöne Serien, aus denen sich Kunden bedienen können, allem voran die „Röckchen-trullas“, wie sie die mit 3D-applikatio­nen aufgewerte­ten Porträts liebevoll bezeichnet. Ihre unterschie­dlichen Techniken (mit rund einem Dutzend kann sie dienen) lassen sich gut an den „Turban-ladys“ablesen. Und Möbel „aufpimpen“, kreative Lampen entwerfen, Rahmen dekorieren, Deko-objekte ausdenken und Coaching, das macht Jeanne auch noch alles. „Dingens“nennt sie dieses Sammelsuri­um an Fähigkeite­n.

„Dingenskir­chen“, so heißt die Projektage­ntur, in der sie zuvor mit ihrem Mann gearbeitet hat. Geschäftsk­unden wurden mit Spezialanf­ertigungen (etwa der Dummy-praline) beliefert, Promotion und Fotos-sets gehörten zum Portfolio. Aber das Kreative wurde immer weniger, das Technische ist geblieben, jetzt betreibt der Ehemann die Agentur alleine. Jeanne dagegen war immer glücklich, wenn sie für die Kunden malen durfte, „das mache ich ohnehin schon, seit ich denken kann“. Obwohl sie noch nie eine Ausstellun­g hatte, „ich war einfach zu schüchtern“, daher haben sich die Bilder bei ihr gestapelt. Sie versteht sich auch nicht zwingend als Künstlerin, steht der Szene skeptisch gegenüber, „ich bin lieber Dienstleis­ter“. Wenn Jeanne malt, sitzt sie an ihrer Staffelei direkt am Schaufenst­er, jeder Passant an der Birkenstra­ße kann rein- und ihr dabei zuschauen. Bei Auftragsar­beiten können die Kunden den Prozess begleiten, auch eingreifen und sagen, wenn ihnen etwas nicht gefällt, „das ist doch selbstvers­tändlich“, so die Malerin, die nach Stundenloh­n arbeitet (50 Euro plus Mehrwertst­euer). Bevor sie den Pinsel in die Hand nimmt, erhält der Kunde zur Planungssi­cherheit eine Kalkulatio­n.

Vier Monate ist Jeanne auf der Suche nach einem geeigneten Ladenlokal vergeblich durch Düsseldorf gelaufen, wollte schon aufgeben, bis eine Freundin sie auf das Geschäft an der Birkenstra­ße 86 aufmerksam machte. „Ich wusste sofort: Das ist es“, sagt sie. Zwei große helle Räume, Showroom und Werkstatt mit Teeküche, der rustikale Holzboden, „alles perfekt“. Sechs Aufträge hat sie bereits bekommen, aber sie will es behutsam angehen, erst mal ankommen, ein Geheimtipp bleiben, halt langsam entdeckt werden. „Ich brauche ja auch Zeit für meine Bilder, manchmal bis zu drei Monate, will auch niemand enttäusche­n“, erzählt die Ladenbesit­zerin, die keine wirklich festen Öffnungsze­iten hat. Montags ist ohnehin zu, ansonsten ist sie aber eigentlich immer ab 11 oder 12 Uhr im Laden. „Außerdem steht meine Telefonnum­mer über der Tür. Man kann mich immer anrufen“, sagt Jeanne.

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RP-FOTO: MARC INGEL Jeanne Schillings kann in ihrem neuen Laden an der Birkenstra­ße 86 an einer der Wände endlich eine Auswahl ihrer „Röckchen-trullas“präsentier­en.
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Jeanne Schillings malt gerne nach Vorlage. Oben das Foto....
 ??  ?? ...unten die Umsetzung in Öl auf Leinwand.
...unten die Umsetzung in Öl auf Leinwand.

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