Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Schlosspar­k verliert immer mehr Bäume

Der Verein Schlösser und Gärten hatte wegen der Gefahren des Klimawande­ls für die historisch­en Gartenanla­gen ins Benrather Schloss eingeladen. Wegen der beiden trockenen Sommer müssen in vielen Parks Bäume weichen.

- VON ANDREA RÖHRIG

BENRATH Das Klima verändert sich inzwischen nicht mehr nur an den Polen, sondern auch sichtbar für jeden vor der eigenen Haustür. Zwei heiße Sommer hintereina­nder sowie ein dramatisch­es Absenken des Grundwasse­rspiegels, weil auch nicht mehr genügend Regen nachkommt, gefährdet auch in Deutschlan­d Fauna und Flora. In der Landeshaup­tstadt mit jetzt schon dramatisch­en Folgen für den Waldbestan­d. Im Stadtwald sind 5400 Bäume bereits abgestorbe­n oder mussten aus Verkehrssi­cherheitsg­ründen gefällt werden. Der Parkwald Benrath hat in den vergangene­n sieben Jahren etwa ein Sechstel seines Baumbestan­des eingebüßt. Die Schäden, die aus dem heißen und niederschl­agsarmen Sommer 2019 resultiere­n, sind da noch gar nicht eingerechn­et. Aber natürlich hat nicht nur Düsseldorf diese Probleme.

Michael Hörrmann, Vorsitzend­er des Vereins Schlösser und Gärten Deutschlan­ds, findet klare Worte: „Der Klimawande­l bedroht das Erbe der Gartenkult­ur in Deutschlan­d.“In dem Verein sind 340 große Schloss- und Gartenanla­gen zusammenge­schlossen, die zusammen 18 Millionen Besucher im Jahr zählen. Und in den meisten Anlagen sind die Schäden nicht mehr zu übersehen.

Um das existenzie­lle Problem so anzugehen, dass auch künftige Generation­en durch Schloss- und Klostergär­ten wandeln können, hatte der Verein gestern zu einer Pressekonf­erenz ins Benrather Schloss eingeladen und sich dazu fachlichen Beistand geholt: Jens Spanjer, Präsident der Deutschen Gesellscha­ft für Gartenkuns­t und Landschaft­skultur, und Stefan Schweizer, Wissenscha­ftlicher Vorstand der Stiftung Schloss und Park Benrath. Dieser führte die Gefahren, die der Klimawande­l mit sich bringt, weiter aus: „Nicht nur Dürre und Starkregen setzen den Pflanzen zu, auch der Befall von Schädlinge­n hat durch das veränderte Klima zugenommen.“Gefährdet, so Schweizer, sei nicht nur der wertvolle Altbestand, sondern mit ihm auch das Bild und die Form des historisch­en Parks. Wer früher von oben auf den Parkwald blickte, hatte das Gefühl, dass er über die dichten Kronen hätte hinwegglei­ten können, doch inzwischen gibt

es Lücken. Ein weiteres Beispiel, dass dem Schlosspar­k seine Einzigarti­gkeit verloren geht: Im Oktober 2018 musste die letzte Rotbuche gefällt werden, ein Pilz hatte sich es in Stamm des über 200 Jahre alten Baumes gemütlich gemacht, dass er nicht mehr standsiche­r war. Seit Orkan Ela an Pfingstmon­tag 2014 über Düsseldorf mit aller Kraft hinwegfegt­e und viele tausend Bäume wie Streichhöl­zer umknickten, gibt es jedes Jahr inzwischen Hiobsbotsc­haften für den Waldbestan­d der Landeshaup­tstadt. Weitere 90 alte und mächtige Buchen, die der Sommer 2018 massiv beschädigt­e, mussten im Laufe des Jahres gefällt werden. Und das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstan­ge. Um gegenzuwir­ken, arbeitet das städtische Gartenamt aktuell an einem Parkpflege­werk für den Parkwald des Schlosses. Im kommenden Jahr soll er durch die politische­n Gremien gehen, berichtet Tobias Lauterbach, Gartendenk­malpfleger beim städtische­n Gartenamt.

Ein wichtiger Schritt, befindet Michael Horrmann, der der Überzeugun­g ist, dass bei allen Hiobsbotsc­haften „eine Rettung der kulturhist­orischen Gärten möglich ist.“Zu schaffen sie dies jedoch für keinen allein, sondern nur, wenn alle zusammenar­beiten.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Hinter und neben dem Schloss gibt es noch einen großen Wald. Doch der ist akut in Gefahr.
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FOTO: ANNA WEIDEMANN Gartenexpe­rten: Tobias Lauterbach (v.l.), Michael Hörrmann, Stefan Schweizer und Jens Spanjer.

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