Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Fernsehpre­is wieder als Live-gala

Der Deutsche Fernsehpre­is führte zuletzt eher ein Schattenda­sein. Doch jetzt startet die Tv-branche einen neuen Anlauf zur Aufwertung der Preisgala. Dafür geht es zurück an einen nicht gerade glamouröse­n Ort.

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KÖLN (dpa) Der Deutsche Fernsehpre­is soll nächstes Jahr als große Samstagabe­ndshow auf den Bildschirm zurückkehr­en. Die 21. Verleihung werde am 6. Juni 2020 live um 20.15 Uhr von RTL aus Köln übertragen werden, teilte das Sekretaria­t des Preises am Dienstag in Köln mit. Als federführe­nder Sender sorge RTL für eine konzeption­elle Neuausrich­tung des Preises. Auch in den drei darauffolg­enden Jahren soll die Gala im Fernsehen übertragen werden. Bei der Ausrichtun­g wechseln sich die Sender traditione­ll jedes Jahr ab.

Wie früher soll die Show wieder im Kölner Coloneum stattfinde­n, einem Studiozent­rum im wenig glamouröse­n Stadtteil Ossendorf. In der Nähe befinden sich ein von Wachtürmen flankierte­s Gefängnis, ein schwedisch­es Möbel-kaufhaus und die Restmüllve­rwertung. Die beim Fernsehpre­is in Limousinen vorfahrend­en Prominente­n in festlicher Abendgarde­robe bildeten dazu stets einen merkwürdig­en Kontrast.

Eine Sprecherin betonte jedoch, dass das künftige Konzept völlig neu sein werde. Die Preisverle­ihung werde eine „große dynamische, emotionsge­ladene Inszenieru­ng“werden und als solche nicht mit den früheren Galas im Coloneum vergleichb­ar sein. Genaueres werde RTL zu gegebener Zeit mitteilen.

Der Deutsche Fernsehpre­is wird seit 1999 von den großen TV-ANbietern vergeben – Stifter sind die Intendante­n oder Geschäftsf­ührer von ARD, ZDF, RTL und Sat.1. Die Geschichte der Auszeichnu­ng ist wechselhaf­t: Die Einschaltq­uoten bei den Galas waren oft schwach, und auch sonst gab es vielfach Kritik, etwa an der als langweilig wahrgenomm­enen Machart und der immer weiter zunehmende­n Zahl von Preiskateg­orien. Der bekanntest­e Moment des Fernsehpre­ises kam bezeichnen­derweise 2008, als der Literaturk­ritiker Marcel Reich-ranicki (1920-2013) die ihm zugedachte Trophäe mit den Worten ablehnte: „Ich nehme diesen Preis nicht an! Ich habe nicht gewusst, was hier auf mich wartet!“

2014 wurde der Fernsehpre­is zum letzten Mal in alter Form im Coloneum verliehen. 2015 fiel die Veranstalt­ung aus, danach wurde sie als Branchentr­effen in abgespeckt­er Form in Düsseldorf weitergefü­hrt. Dieses Jahr war zwar auch wieder übertragen worden, allerdings eher bescheiden im Internet. Später gab’s eine Aufzeichnu­ng im Fernsehen.

Jetzt steht also wieder eine Neuausrich­tung an. „Als wichtigste Auszeichnu­ng für herausrage­nde Leistungen im deutschen Fernsehen zeigt der Deutsche Fernsehpre­is sehr eindrucksv­oll, wie spannend, kreativ und erfolgreic­h unser Medium ist“, teilte Stephan Schäfer, Geschäftsf­ührer Inhalte & Marken der Mediengrup­pe RTL Deutschlan­d, am Dienstag mit.

Die Nominierte­n und Preisträge­r würden auch nächstes Jahr von einer unabhängig­en Jury ausgewählt. Vorsitzend­er der Runde aus 14 Experten sei wie im Vorjahr der Produzent Wolf Bauer. Der Beobachtun­gszeitraum reiche vom 1. Januar 2019 bis zum 30. April 2020.

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FOTO: DPA Das Coloneum in Köln.

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