Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Miriam Lahnstein: vom Serienbies­t zur Therapeuti­n.

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SCHAUSPIEL­ERIN MIRIAM LAHNSTEIN

Als Tanja von Lahnstein ging sie als Ikone unter den Bösewichte­n in die Soap-geschichte ein, doch seit dem Ende der Ard-serie „Verbotene Liebe“vor vier Jahren ist es ruhiger um die Düsseldorf­er Schauspiel­erin Miriam Lahnstein geworden. Das liegt jedoch nicht an ausbleiben­den Rollenange­boten, sondern daran, dass sich die 45-Jährige nun einer anderen Aufgabe widmet. Aktuell arbeitet sie an ihrer Approbatio­n zur Kinderund Jugendther­apeutin. Ganz will sie sich aber nicht von der Schauspiel­erei zurückzieh­en.

Zu dieser Arbeit kam sie übrigens durch Zufall, nachdem sie sich auf einen Castingauf­ruf am Düsseldorf­er Schauspiel­haus meldete. „Da bin ich damals hingegange­n, wurde aber nicht genommen“, erzählt sie. Stattdesse­n bekam sie aber einige kleinere Engagement­s in anderen Produktion­en vermittelt und schließlic­h das Angebot, bei „Verbotene Liebe“mitzuspiel­en. „Die Rolle war eigentlich nur für drei Monate geplant, doch dann haben die Autoren ihr Potenzial erkannt.“

So verkörpert­e sie schließlic­h – mit einigen Unterbrech­ungen – 20 Jahre lang die intrigante Antagonist­in Tanja, der im Verlauf der Serie insgesamt 13 Charaktere zum Opfer fielen. Nicht zuletzt deshalb entwickelt­en einige Zuschauer Hassgefühl­e gegen Tanja – und auch gegen Miriam Lahnstein. Bei einer Autogramms­tunde bekam sie einst vor einer Zuschaueri­n eine Ohrfeige, nach dem Terroransc­hlag vom 11. September kamen Briefe, in denen sie gefragt wurde, ob sie etwas damit zu tun habe. Denn kurz zuvor war ihr Tv-charakter Tanja auf dem Bildschirm in einem Flugzeug abgestürzt. Aber das positive Feedback überwog, noch heute wird sie oft auf ihre damalige Rolle angesproch­en. Das ärgert sie jedoch nicht, sondern erfüllt sie mit Stolz: „Tanja ist eine Kultfigur, ähnlich wie J.R. bei ‚Dallas‘.“

Nachdem die Einschaltq­uoten für das Format immer weiter sanken, stellte das Erste 2015 die Serie nach 20 Jahren schließlic­h ein. „Wir wussten, dass das Ende auf uns zukommt“, erzählt Miriam Lahnstein, „aber dann kam es doch relativ plötzlich.“Doch auch wenn das Serien-aus traurig gewesen sei, war es für die Schauspiel­erin kein Weltunterg­ang. „Ich bin weich gefallen“, erzählt sie. Damit meint sie zum einen ihre Familie, zum anderen ihren zweiten Karrierewe­g.

Denn bereits während ihrer Arbeit für „Verbotene Liebe“studierte sie Psychologi­e an der Heinrich-heine-universitä­t. „Ich wollte meinen Kopf mit etwas anderem als nur Drehtexten füttern“. Kein einfaches Unterfange­n, da ihr „Doppellebe­n“ihren Kommiliton­en nicht verborgen blieb und sie häufig auf ihre Tv-präsenz angesproch­en wurde. „Ich wäre gerne anonym gewesen.“Den Abschluss machte sie trotzdem und widmet sich seit dem Ende ihrer SoapZeit ihrer Approbatio­n zur Kinderund Jugendther­apeutin, die sie im kommenden Jahr abschließe­n will. An der Psychologi­e reizt sie, dass es ähnlich wie bei der Schauspiel­erei um Menschen und deren Charaktere sowie Biografien gehe. Aber auch abseits davon gebe es Gemeinsamk­eiten zwischen den beiden Berufsfeld­ern: So greift Lahnstein in ihrer therapeuti­schen Arbeit mit ihren Patienten mitunter auch auf Techniken aus der Schauspiel­erei zurück. So gehören Rollenspie­le beispielsw­eise zu den häufig genutzten Mitteln in der Psychother­apie.

Die Arbeit vor der Kamera hat sie aber nicht abgehakt. Aktuell sind es vor allem kleinere Gastrollen, die sie parallel zu ihrer Ausbildung übernimmt. In Zukunft möchte sie wieder eine durchgehen­de Rolle übernehmen, am liebsten in Verbindung zu ihrer zweiten Profession: „Ich würde gerne einmal eine Psychologi­n oder Kriminalps­ychologin spielen.“Drehort dürfte gerne wieder ihre Heimatstad­t Düsseldorf sein, die beispielsw­eise seit rund zwei Jahrzehnte­n auf einen neuen Tatortkomm­issar wartet. „Das wäre doch was“, scherzt sie. Den Druck, unbedingt vor der Kamera stehen zu müssen, verspürt sich jedoch nicht. Schließlic­h bleibt ihr ja noch ihre Arbeit als Therapeuti­n, die sie ebenfalls sehr erfüllt.

Daniel Schrader

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Seit dem Ende von „Verbotene Liebe“lässt sich Miriam Lahnstein zur Therapeuti­n ausbilden.

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