Rheinische Post – Düsseldorf Stadt
Polizisten und Sanitäter attackiert – Freispruch
Unter Drogeneinfluss und angetrunken hatte eine junge Frau randaliert. Zur Tatzeit war sie nicht schuldfähig.
Denkbar knapp ist eine 25-Jährige ihrer Unterbringung in einer Entzugsklinik entgangen. Schwer angetrunken und unter Drogeneinfluss hatte sie bei zwei Rettungseinsätzen Sanitäter attackiert, Polizisten getreten, geschlagen und sie bespuckt. Weil wegen ihrer langjährigen Sucht weitere Straftaten von ihr zu befürchten seien, wollte die Staatsanwaltschaft die junge Frau zwangsweise in den Entzug schicken. Gestützt auf das Gutachten eines Sachverständigen sprach der Richter die 25-Jährige frei.
Außer Rand und Band hatte die Frau im April und Oktober 2018 randaliert – und jene Menschen angegriffen, die ihr helfen wollten. Zunächst gab sie gegen Mitternacht im April 2018 in Oberbilk an, sie sei Opfer eines Sexualdelikts geworden. Doch als Polizisten sie in einen Rettungswagen bringen wollten, prügelte sie auf die Schutzleute ein, schlug einem Beamten mehrfach gegen den Brustkorb, trat einer anderen Helferin gegen das Bein. Sechs Monate später rastete sie wieder aus, als sie in hilfloser Lage an der Posener Straße gefunden wurde und in einen Rettungswagen gebracht werden sollte. Diesmal bespuckte sie die Polizisten, trat nach den Sanitätern. Sie könne sich daran nicht erinnern, gab sie an, zumal sie im ersten Fall 2,45 Promille, im zweiten Fall rund 2,2 Promille Alkohol im Blut hatte. Zusätzlich habe sie damals Kokain konsumiert.
Beim Gutachter hatte sie geschildert, als Kind einer Alkoholikerin erst im Heim gelandet, später jahrelang obdachlos gewesen – und dann selbst dem Alkohol verfallen zu sein. Nüchtern sei sie ein „netter, umgänglicher Mensch“, aber im Rauschzustand neige sie zu Aggressionen. Der Sachverständige attestierte ihr jetzt aber nach einer Entgiftung, „sie ist auf dem richtigen Weg“. Zumal die Frau inzwischen abstinent und in fester Partnerschaft in einer Wohnung lebt und eine Langzeittherapie anstrebt. Zur Tatzeit war sie laut Gutachten aber schuldunfähig, konnte also nicht für ihre Taten bestraft werden. Insgesamt war die Prognose des Gutachters so positiv, dass die Staatsanwältin und auch der Richter darauf verzichtet haben, die 25-Jährige in einer Entzugsklinik unterzubringen.