Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Polizei sucht 45.000-Euro-gemälde

Die „Wallfahrt nach Kevelaer“von Hubert Salentin verschwand im Juni aus dem Kofferraum des Düsseldorf­er Galeristen Wilhelm Körs. Der wollte das Gemälde gerade zu seiner neuen Besitzerin bringen.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Wilhelm Körs weiß ziemlich genau, wann die Diebe zugeschlag­en haben. Am 4. Juni, einem Dienstag, hat der Düsseldorf­er Galerist die „Wallfahrt nach Kevelaer“stoß- und bruchfest verpackt und in undurchsic­htige Folie eingeschla­gen. Gegen 18 Uhr trug er das 80 mal 100 Zentimeter große Paket aus der Galerie an der Klosterstr­aße zu seinem direkt davor geparkten Jeep. „Es passte gerade mal so in den Kofferraum“, erinnert sich der Galerist. Als er eine halbe Stunde später nach Hause fuhr, war das Bild schon gestohlen. „Ich fürchte, ich habe beim Abschließe­n die Knöpfe verwechsel­t, so dass das Auto offen blieb“, sagt Körs.

Den Diebstahl bemerkte er erst später. Bei der Abfahrt wähnte er das Gemälde immer noch im Kofferraum seines Wagens, der über Nacht sicher in der Garage stand. Am nächsten Morgen fuhr der Galerist nach Zülpich. Dort, wo der Künstler 1822 geboren wurde, lebt eine Sammlerin, die die „Wallfahrt“bei Körs für 45.000 Euro gekauft hatte. Körs’ Plan für den Tag: der Dame das Bild bringen und anschließe­nd mit ihr essen gehen.

Doch als Wilhelm Körs mit der Sammlerin an seinen Wagen trat, lässig den Knopf auf der Fernbedien­ung drückte und der Kofferraum sich öffnete, „da war das wie in einem schlechten Film“. Galerist und Sammlerin blickten ins Leere.

Es sei ihm dann ganz schnell klar geworden, dass ein Dieb am Vorabend bemerkt haben musste, dass er sein Auto unverschlo­ssen ließ. Möglich auch, dass ein Gelegenhei­tstäter während jener 30 Minuten zufällig sein Auto öffnete. Oder auch, dass Kunstdiebe gezielt darauf gewartet, vielleicht sogar das Funksignal des Autoschlos­ses gestört haben. Die Polizei hat in alle Richtungen ermittelt. Ohne Erfolg. Deshalb entschiede­n sich die Fahnder am Mittwoch, mit einem Foto des Gemäldes an die Öffentlich­keit zu gehen und um Hinweise auf den Verbleib des Kunstwerks zu bitten.

Wilhelm Körs ist zuversichl­ich, dass er das Bild irgendwann zurück bekommt. Der 73-Jährige, der sich mit seiner Galerie auf die Düsseldorf­er Malerschul­e spezialisi­ert hat, zu der auch Salentin gehörte, ist eine typisch rheinische Frohnatur, die sich nicht einmal davon betrüben lässt, dass die „Wallfahrt“gegen Diebstahl nicht versichert war. „Es ist doch sowieso auf dem Kunstmarkt unverkäufl­ich“, sagt Körs, „der Dieb kann es nicht zu Geld machen. Eines Tages kommt es zu mir zurück.“Mit dieser Überzeugun­g hat er auch die entsetzte Kunstsamml­erin in Zülpich getröstet. „Wenn ich es wieder habe, verkaufe ich das Bild nur an sie, das habe ich versproche­n.“

Hinweise auf den oder die Kunstdiebe und das Salentin-gemälde an die Kripo Düsseldorf, Telefon 0211 8700

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Das Bild „Wallfahrt nach Kevelaer“von Hubert Salentin (1822 bis 1910) ist in den einschlägi­gen Kunstdaten­banken als gestohlen registrier­t. Das Gemälde aus dem Besitz von Galerist Wilhelm Körs war für den Diebstahls­fall nicht versichert.
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FOTO: ANDREAS BRETZ Galerist Wilhelm Körs gibt die Hoffnung nicht auf: „Ich bin sicher, dass das Bild eines Tages zu mir zurückkomm­t.“

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