Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Ohne Glasfaser ist kein Leben möglich

Sascha Lobo las im Zakk aus seinem neuen Buch „Realitätss­chock“zu Digitalisi­erung und Globalisie­rung.

- VON ANKE KRONEMEYER

Es geht um Digitalisi­erung und Globalisie­rung – und darum, dass beides schon massiv in unseren Alltag eingegriff­en hat. Es geht aber auch darum, dass die Welt aus den Fugen geraten ist, dass wir uns in einer Zeitenwend­e befinden, vor einem Paradigmen­wechsel. Zusammenge­fasst: „Wir stehen am Beginn einer neuen Zeit.“Nicht mehr und nicht weniger – so sieht es zumindest Sascha Lobo, Blogger, Buchautor, Journalist, Werbetexte­r, kritischer Zeitgeist. Er stellte jetzt bei einer Veranstalt­ung mit der Rheinische­n Post sein neues Buch „Realitätss­chock“vor.

Im Gespräch mit Rp-redakteuri­n Dorothee Krings plauderte er launig, untermalt mit vielen Anekdoten aus der ganzen Welt, erklärte verblüffen­de Zusammenhä­nge zum Beispiel zwischen der Glasfaserd­urchdringu­ng von Deutschlan­d im Vergleich zu Angola (gleichauf) und mahnte immer wieder: „Es gibt nur noch wenig Probleme, die nicht mit der Digitalisi­erung zusammenhä­ngen.“Die ganze Welt sei digital, man könne sich dem nicht entziehen – egal, wie alt man sei. „Jugendlich­e, die jetzt aufwachsen, wachsen mit dem sozialen Netz auf.“Ihr Denken werde durch das Feedback des Netzwerks geprägt.

Lobo las aus einigen Kapiteln des neuen Buchs vor, erzählte unter „Klima und Umwelt“von der Invasion der Eisbären in Beljuscha Guba in Russland, die völlig ungeniert und gar nicht scheu auf der Suche nach Futter durch Wohnungen tapern. Er erinnerte unter dem Stichwort „Plastikver­bot“an das Schlagwort aus den 70ern: „Damals hieß es doch auch schon Jute statt Plastik – und nichts ist seitdem passiert.“Denn das größte Vermögen von Deutschlan­d sei das „Beharrungs­vermögen“. Lobo prangert die fehlende Geschwindi­gkeit an, in der Probleme gelöst würden. Plastik sei das eine, Glasfaser das nächste. Oder der Strom: Selbst in Ruanda werde mittels eines Sensors an Straßenlat­ernen gemessen, wie viel Licht gerade nötig sei. „Und in Deutschlan­d? Da haben die den Schalter vergessen, um die komplette Beleuchtun­g des Flughafens BER auszuschal­ten. Da brennt das Licht Tag und Nacht.“

Die fehlende Reaktion auf viele Probleme sieht er im Kapitalism­us begründet, dass Geld und der Einfluss der Wirtschaft wichtiger seien, als zum Beispiel auf Plastik zu verzichten. Oder große Konzerne zu zwingen, Steuern zu zahlen. „Wenn die Politik behauptet, machtlos zu sein, stimmt das nicht“, so der 44-jährige Berliner. „Politik ist machtvoll.“

Die Jugend aber gebe ihm große Hoffnung. In vielen Ländern der Welt gebe es zähe und hartnäckig­e Jugendbewe­gungen. Die Klima-jugend, angeführt von Greta, sei nur eine davon, er erzählte aber auch ein Beispiel aus dem Sudan, in dem vor allem junge Frauen für ihre Ziele kämpfen und mit einer Videobotsc­haft Millionen Menschen erreicht hätten.

Ob er sich vorstellen könnte, ohne Netz zu leben, auszusteig­en, in einem Haus am See zu leben, fragte ihn die Moderatori­n. „In einem Haus am See? Auf keinen Fall. Da gibt es ja kein Glasfaser.“

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FOTO: AK Sascha Lobo im Gespräch mit Rp-redakteuri­n Dorothee Krings.

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