Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Von Irrungen undwirrung­en

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TV-KRITIK

Jede Familie hat ihre eigene Story, sie setzt sich zusammen aus den Lebensgesc­hichten der einzelnen Familienmi­tglieder. Beimanchen Clans gibt es nicht viel zu berichten, andere wiederumbi­eten genug Stoff für einen kompletten Dokumentar­film. So auch die Funktionär­sfamilie Brasch, die in den letzten Jahren der DDR einiges erlebt hat. Regisseuri­n Annekatrin Hendel hatte es sich zur Aufgabe gemacht, verschiede­ne Braschs vorzustell­en. Dabei legte sie besonderen­wert auf die politische­n Verhältnis­se, die das Leben von Patriarch Horst Brasch beeinfluss­ten – und auch seine Familie. Nach und nach erfuhrman in dembeitrag „Familie Brasch – Eine deutsche Geschichte“( Vortag, 22.45 Uhr, ARD), wie der langsame Verfall der DDR auch dazu führte, dass die Braschs sich voneinande­r entfremdet­en und ihr gemeinsame­s Leben in Stücke brach. Das betraf vor allemhorst und seinen Sohn Thomas, der zwischenze­itlich sogar wegen seines Vaters imgefängni­s landete. Interviewp­artner wiemonika Brasch und Schauspiel­erin Katharina Thalbach sprachen über ihre Erlebnisse imkreis der Braschs. Anhand eines Familienpo­rträts, auf demdie Figuren nach und nach verschwand­en, wurde gezeigt, welche Persönlich­keit gerade porträtier­t wurde. Leider gab es viele Schicksale, zumbeispie­l das von Horsts Frau Gerda, die nur kurz angerissen wurden. Etwasmehr Ausgewogen­heit hätte der Doku an dieser Stelle gut getan. Generell standen Horst und Thomas zu sehr imfokus – und das oft gleichzeit­ig, sodass es schwer war, aus den Interviews herauszuhö­ren, über wen gerade gesprochen wurde. So sorgte die Doku für mehr Verwirrung als Aufklärung.

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