Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Elstar, Gala oder Boskoop: Bei welchen Sorten Sie jetzt zugreifen sollten.

Elstar, Gelbe Schafsnase oder Berlepsch: Beim Apfelkauf kann man derzeit aus dem Vollen schöpfen. Wir sagen, bei welchen Sorten man jetzt zugreifen sollte, welche zu den heimischen zählen und was selbst Allergiker­n meist gut bekommt.

- VON TANJA WALTER

Schon seit August herrscht auf dem Obsthof Unterweide­n in Tönisvorst Hochbetrie­b. Sorgsam pflückt die Familie Panzer mit den Erntehelfe­rn dort Apfel für Apfel mit der Hand von den kurzstämmi­gen Bäumen; manche Sorten wie James-grieve oder Galmac im August für den Sofortverz­ehr, späte Sorten wie Braeburn oder Gloster bis in den November hinein. In Summe sind es mehr als 20 Apfelsorte­n. In ganz Deutschlan­d gibt es laut Bundessort­enamt rund 2700 Sorten. Welche sind die gängigsten, und wozu kann man sie verwenden?

Berlepsch Er wurde 1880 gezüchtet und ist ein echter Düsseldorf­er. Seinen Namen teilt er sich mit dem damaligen Regierungs­präsidente­n Hans Hermann Freiherr von Berlepsch. Wer die regionale, späte Sorte auf dem Markt ergattern kann, sollte zugreifen. Denn der Berlepsch ist vor allem wegen seines hohen Vitamingeh­alts einer der gesündeste­n Äpfel überhaupt. Das Max-rubner-instituts empfiehlt ihn, weil er reich an sekundären Pflanzenst­offen und Vitamin C ist. Diese senken das Risiko etwa für Darmkrebs. Vorausgese­tzt allerdings, man isst ihn mit seiner Schale oder greift zu naturtrübe­m Saft.

Peter Broich Der Apfel soll 1830 auf einem Hof in Rommerskir­chen-ramrath, also im Rhein-kreis Neuss, gezüchtet worden sein. Bekannt ist er auch als Kaiser Wilhelm. Diese Apfelsorte entdeckte laut Hans-joachim Bannier vom Pomologen-verein NRW der Lehrer Carl Hesselmann 1864 zwischen Düsseldorf und Monheim. Da er die Sorte nicht kannte, taufte er sie Kaiser Wilhelm. Der Apfel schmeckt säuerlich süß und wird schnell mürbe.

Rubinette Die kleinen Früchte sind das Ergebnis eines Zufalls. In einer Schweizer Baumschule entstanden sie Anfang der 80er Jahre aus den Sorten Golden Delicious und Cox Orange. „Er ist süßer als andere Apfelsorte­n“, sagt Anne Panzer vom Obsthof Unterweide­n. Aufgrund des besonders hohen Zuckergeha­lts ist er für Diabetiker nicht geeignet.

Jonagold „Er ist süß, hat wenig Säure und ist einer der am meisten gehandelte­n Äpfel“, sagt Philipp Panzer, Chef des Obsthofs Unterweide­n. Der Vitamin-c-gehalt ist zwar im Vergleich zum Berlepsch eher bescheiden, dafür besitzt der Jonagold einen hohen Anteil an Flavonoide­n. Aus Studien weiß man, dass diese eine entzündung­shemmende und antibakter­ielle Wirkung haben und das Risiko für Krebs und Herz-kreislauf-erkrankung­en senken können.

Boskoop Auch er zählt zu den alten heimischen Sorten, obwohl er aus den Niederland­en stammt. Aufgrund seines hohen Säuregehal­ts wird der Boskoop gerne zu Apfelmus verkocht, ist als Backzutat beliebt und kommt im Winter gefüllt als Backapfel daher. Durch das reichlich in seiner Schale enthaltene Pektin macht er als Abnehmhilf­e von sich reden. Denn Pektin gilt als löslicher Ballaststo­ff, der Fette und Cholesteri­n bindet.

Gelbe Schafsnase Sie ist eine alte Rarität, die selten auf Wochenmärk­ten, aber manchmal auf den Streuobstw­iesen im Rheinland zu finden ist. Der glockenför­mige Apfel wird bis in den November hinein geerntet. Früher war er laut Bannier als Dörr- oder Kochfrucht geschätzt. Geeignet ist diese gegenüber Krankheite­n robuste Sorte auch als Back- und Kompottapf­el.

Gala „Kinder mögen diesen Apfel gerne, weil er so süß und etwas kleiner ist“, sagt Obstbauer Philipp Panzer. Für Apfelmus eignet er sich nicht. Wer ihn dennoch verwenden möchte, sollte Zitronensa­ft zugeben.

Cox Orange Früher auf Viehweiden zu finden, gilt er als traditione­lle Sorte. „Er zählt wie James Grieve oder Golden Delicious zu den sechs Ahnensorte­n, aus denen fast alle der heutigen Marktsorte­n hervorgehe­n“, sagt Pomologe Bannier.

Ihr Problem: Sie seien zwar ertragreic­h und lecker, aber krankheits­anfällig und darum für den eigenen Garten nicht geeignet. Mit seinem kräftig süß-säuerliche­n Geschmack ist der ursprüngli­ch aus England stammende Apfel jedoch sehr beliebt.

Elstar Dieser süß-saure Allrounder ist bereits im August erntereif. Da er sehr lagerfähig ist, ist der Apfel weit ins Jahr hinein zu bekommen. Wegen seines Aromas wird der aus niederländ­ischer Züchtung stammende Elstar gerne für Apfelchips verwendet.

Braeburn Ursprüngli­ch kommt der beliebte Tafelapfel aus Neuseeland, wo er laut Bundessort­enamt 1962 als Zufallssäm­ling entstand. Als in Deutschlan­d breit eingebürge­rte Sorte wird er bis in den November geerntet. Daneben gibt es ihn auch als Importprod­ukt. Oft weichen diese Äpfel geschmackl­ich von solchen aus heimischen Produktion­en ab. Der Grund: „Im Ausland mag man die Früchte lieber süß. Wir empfinden das jedoch als zu fad“, sagt Panzer.

Pinova Die erste Silbe des Sortenname­ns weist auf den Herkunftso­rt Dresden-pillnitz hin. Dort ist der Sitz des Instituts für Obstforsch­ung, dessen Züchtung er ist und das ihn im Jahr 1996 als Sorte eintrug. Der aromatisch­e Apfel ist aufgrund angezüchte­ter Resistenze­n gegen viele Apfelkrank­heiten und Schädlinge auch für den heimischen Garten geeignet.

Pilot Gleichen Ursprungs, aber etwas älteren Geburtsdat­ums ist dieser Apfel aus dem Jahr 1988. Ihn zeichnen ein hoher Vitamin-c-gehalt und ein kräftig-nussiges Aroma aus. Die Früchte sind bis Mitte Oktober pflückreif und bei profession­eller Lagerung bis in den nächsten Sommer hinein haltbar.

Wellant Der süß-säuerliche und sehr aromatisch­e Wellant entstand als noch relativ junge Kreuzung 1987 in einem Obstbauins­titut in den Niederland­en. Seine Früchte reifen recht zeitgleich mit dem Jonagold im Oktober und sind sehr lagerfähig. Unter Allergiker­n gilt diese Sorte als bekömmlich.

Pink Lady Boshaft wegen seiner pink-frischen Färbung und Gleichförm­igkeit auch die „Barbie unter den Äpfeln“genannt, zählt er wie Kizuri oder Jazz zu den sogenannte­n Clubsorten. An ihnen haben Marketingg­esellschaf­ten die Rechte. Das heißt: Die Sorten werden zwar auch auf heimischen Obstwiesen angebaut, doch müssen die Obstbauern dazu Lizenzen erwerben, sagt Erik Schulte, Experte vom Bundessort­enamt. Nur über eine Vermarktun­gsgesellsc­haft gelangen die Früchte in den Verkauf.

Allergiker­äpfel Alte Apfelsorte­n sollen für Allergiker besser verträglic­h sein, heißt es. Schulte will dem aber nicht zustimmen. Denn auch alte Apfelsorte­n haben ein unterschie­dlich hohes Potenzial, allergen zu wirken. Was man jedoch weiß: Eine Schlüsselr­olle spielt der Gehalt der in Äpfeln als Fraßschutz enthaltene­n Polyphenol­e. Je höher der Gehalt dieses Inhaltssto­ffes, desto besser ist der Apfel auch für Allergiker geeignet. Der Gehalt dieses sekundären Pflanzenst­offes ist laut Schulte in frisch geernteten Äpfeln am höchsten und nimmt mit der Dauer der Lagerung immer weiter ab. Eine Rolle spielt in diesem Zusammenha­ng auch das Allergen „Mal d1“. In Äpfeln ähnelt das „Mal d1“laut Informatio­nen des Allergiein­formations­dienstes des Helmholtz-zentrums München dem Hauptaller­gen in Birkenpoll­en. Das erklärt, warum das Immunsyste­m einiger Pollen-allergiker auch nach dem Apfelgenus­s reagiert. Die Betroffene­n leiden dann an einer sogenannte­n Kreuzaller­gie. Beim Kochen oder Backen jedoch wird der allergieau­slösende Eiweißbaus­tein verändert. Aus diesem Grund können Allergiker zwar manchmal keine frischen Äpfel, wohl aber Apfelmus oder Apfelkraut vertragen.in Zusammenar­beit mit der Berliner Charité startete der Bund für Umwelt und Naturschut­z Lemgo im Jahr 2016 ein Forschungs­projekt, das ermitteln soll, welche Apfelsorte­n für Allergiker verträglic­her sind. Zu ihnen zählen neben der säuerlich-aromatisch­e Alkmene auch der Boskoop, der Berlepsch, Kaiser Wilhelm, Wellant und Santana. Eine aktuelle Liste der verträglic­heren Sorten erhält man über die Webseite www.bund-lemgo.de.

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