Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Mehr Schutz für Juden in NRW

In Nordrhein-westfalen werden nach dem Anschlag in Halle nun 26 jüdische Einrichtun­gen rund um die Uhr überwacht. Das Bundeskrim­inalamt wird im Kampf gegen Rechtsextr­emismus gestärkt.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN/DÜSSELDORF Als Reaktion auf den rechtsextr­emistische­n und antisemiti­schen Anschlag in Halle sind die Sicherheit­svorkehrun­gen auch in Nordrhein-westfalen massiv verstärkt worden. Nach Informatio­nen unserer Redaktion steigt die Zahl jüdischer Einrichtun­gen, die ab sofort rund um die Uhr von der Polizei bewacht werden, von drei auf 26. Darunter sind Synagogen, jüdische Gemeinde- und Altenzentr­en sowie jüdische Kindertage­sstätten. Die übrigen 41 jüdischen Schutzobje­kte in NRW werden regelmäßig von Polizeistr­eifen beobachtet.

Damit ziehen die Behörden im Land die Konsequenz­en aus den Fehleinsch­ätzungen in Halle. Obwohl es dort 2018 antisemiti­sche Schmierere­ien an der Synagoge gegeben und obwohl die Jüdische Gemeinde um intensiver­e Kontrollen gebeten hatte, hatten die Sicherheit­sbehörden die Synagoge nur unregelmäß­ig aufgesucht. Das sei nach einer Gefährdung­seinschätz­ung des Bundeskrim­inalamts wegen der geringen Zahl antisemiti­scher Straftaten in Halle entschiede­n worden, erklärte Sachsen-anhalts Innenminis­ter Holger Stahlknech­t (CDU).

Der 27-jährige Stephan B. hatte am Mittwoch versucht, mit Sprengsätz­en und Schusswaff­en in die Synagoge in Halle einzudring­en. Er scheiterte an der geschützte­n Eingangstü­r, tötete eine Passantin und danach einen Mann in einem Döner-imbiss. Die Bundesanwa­ltschaft stuft die Tat als Rechtsterr­orismus ein und geht davon aus, dass B. ein Massaker unter den Gläubigen anrichten wollte, die in der Synagoge am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur beteten. Er habe vier Schusswaff­en mit sich geführt. In seinem Auto fanden sich weitere vier Kilogramm Sprengstof­f. Ein Ermittlung­srichter am Bundesgeri­chtshof erließ am Donnerstag­abend Haftbefehl gegen Stephan B.

Nach Überzeugun­g von Josef Schuster, dem Vorsitzend­en des Zentralrat­es der Juden in Deutschlan­d, hätte eine Funkstreif­e vor der Synagoge den Täter abschrecke­n und unschädlic­h machen können. Er wolle nun jedoch nach vorne schauen und vertraue auf die Zusicherun­gen der Innenminis­ter, dass die jüdischen Gemeinden ohne Sorge in der nächsten Woche ihr Laubhütten­fest feiern könnten.

Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) kündigte eine Verstärkun­g des Bundeskrim­inalamts an. Er werde in den Etatberatu­ngen „einige Hundert“zusätzlich­e Planstelle­n beantragen, damit der Rechtsextr­emismus mit den gleichen Strukturen bekämpft werden könne wie der islamistis­che Terrorismu­s. Derzeit hat das BKA gut 6300 Beschäftig­te.

Sachsen-anhalts Innenminis­ter Stahlknech­t griff die Debatte über die Mitverantw­ortung rechtspopu­listischer Hetze für die Morde in Halle auf und verwies darauf, dass auch Ns-sprache in die Parlamente eingedrung­en sei. Seehofer sprach von „geistiger Brandstift­ung“und erinnerte an das Npd-verbotsver­fahren. Die AFD wies eine Mitverantw­ortung zurück. In Düsseldorf beklagte die Partei, als einzige zu einer Solidaritä­tskundgebu­ng an der Synagoge nicht eingeladen worden zu sein.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) forderte dazu auf, alle Mittel des Rechtsstaa­tes zu nutzen, um gegen Hass, Gewalt und Menschenfe­indlichkei­t vorzugehen. Zuvor hatte Schuster beklagt, dass nach antisemiti­schen Taten häufig Strafen verhängt würden, die „in ihrer Milde nicht nachvollzi­ehbar“seien.

DÜSSELDORF (maxi/dpa) Ab kommendem Dienstag können Bahnkunden im Internet unter www. bahn.de Einblick in den Winterfahr­plan nehmen, der ab dem 15. Dezember in Kraft tritt. Bereits am Donnerstag gab der Staatskonz­ern Details zu den Änderungen bekannt. Das Fernverkeh­rsangebot wird ausgebaut. NRW profitiert davon – in überschaub­arem Umfang. So wird die Strecke zwischen dem Ruhrgebiet und Hamburg deutlich ausgebaut. Nach Angaben der Bahn werden dort die Kapazitäte­n um 15 Prozent erhöht. Der Takt soll auf bis zu fünf ICE oder IC pro Tag und Richtung ausgebaut werden. Auf der Strecke werden dann auch mehr ICE-ZÜGE fahren, die mit drahtlosem Internet ( W-lan) ausgestatt­et sind. Zudem ist in den Abendstund­en der zusätzlich­e Einsatz von sogenannte­n Sprintern geplant. Dieser fahren ohne weitere Zwischenha­lte von Hamburg über Essen, Duisburg, Düsseldorf nach Köln.

Reisende vom Niederrhei­n können ab dem Herbst 2020 etwas komfortabl­er in die Hauptstadt reisen: Ab November fährt morgens um 8.50 Uhr ein IC von Neuss über das Ruhrgebiet, Münster nach Berlin.

Komfortabl­er werden auch die Züge auf der Schnellfah­rstrecke zwischen Köln und dem Rhein/ Main-gebiet. Dort setzt die Bahn künftig zusätzlich­e Züge der modernsten Variante ihres ICE 4 ein. Nach Angaben des Konzerns wird alle drei Wochen ein neuer ICE 4 den Betrieb aufnehmen. 137 ICE-4-ZÜge seien bestellt und die Flotte damit im kommenden Jahr auf mehr als 300 ansteigen.

Mit dem Konzept Starke Schiene, auf das auch der Fahrplan ausgericht­et ist, will die Bahn mit Milliarden­investitio­nen pünktliche­r werden und Kapazitäte­n ausbauen.

 ?? FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Mehrere Hundert Menschen kamen am späten Nachmittag zu einer Mahnwache vor der Düsseldorf­er Synagoge.
FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Mehrere Hundert Menschen kamen am späten Nachmittag zu einer Mahnwache vor der Düsseldorf­er Synagoge.

Newspapers in German

Newspapers from Germany