Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Symbole nicht den Rechten überlassen

Philipp Amthor (CDU) zeigt Flagge. Politiker wie er graben der AFD das Wasser ab.

- Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de REINHOLD MICHELS

Neulich ging ich am Düsseldorf­er Rathaus vorbei und stutzte: Es hingen dort je eine Flagge der Stadt und der EU; Schwarz-rotGold fehlte. Mir schoss eine Bemerkung des Verfassung­srechtlers Udo Di Fabio durch den Kopf, wonach nur noch Kleingärtn­er und Afd-sympathisa­nten die deutsche Flagge hissten. Jetzt las ich im „Focus“die Frage, die dem Cdu-bundestags­abgeordnet­en Philipp Amthor gestellt wurde: „Sie tragen oft einen schwarz-rot-goldenen Sticker am Revers. Grünen-chef Habeck dagegen findet Vaterlands­liebe ,zum Kotzen‘. Übertreibe­n Sie mit Ihrem Nationalst­olz?“Bemerkensw­erter als die hoffentlic­h bloß provoziere­nd gemeinte Frage war Amthors pointierte Antwort: Er halte Habecks Aussage für dumm und falsch. Wir dürften unsere Nationalsy­mbole nicht den Rechtspopu­listen überlassen. Viele wünschten sich einen offenen und gesunden Patriotism­us, und als Abgeordnet­er sollte man das verkörpern. Einem Franzosen, Briten oder Amerikaner leuchtete die Antwort sofort ein. Bei vielen von uns dagegen leuchten die Warnlampen: Achtung! Amthor! Junger Konservati­ver, Anzug- und Schlipsträ­ger, Bübchen-gesicht, doch belehrend redend wie die neuerdings gratis zu verunglimp­fende Schießbude­nfigur „alter weißer Mann“. Es wird dazu in linken und linksgrüne­n Zirkeln vom Äußeren auf die Gesinnung geschlosse­n und gehöhnt, der Jungspund aus Meck-pomm sei bereits in schwarz-rot-goldene Windeln gewickelt worden und ein geistiger Kleingärtn­er sowie klammheiml­icher Afd-ler. Zur Wahrheit gehört, dass entschiede­n wertegelei­tete und konservati­ve Bürger wie der direkt gewählte Abgeordnet­e Amthor der nach weit rechts ausfransen­den AFD eher politische­s Wasser abgraben, als dies seinen politische­n Gegnern gelingt. Deren Politik ließ die Wasserspie­gel in diversen Tümpeln ansteigen.

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