Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Bundesweit rund 100.000 Mitglieder jüdischer Gemeinden

Die Geschichte des jüdischen Lebens in Deutschlan­d ist geprägt von Verfolgung­en bis hin zum Holocaust, aber auch von Toleranz.

- VON ALEV DOGAN

DÜSSELDORF Die Geschichte der Juden in Deutschlan­d ist eine der unmenschli­chsten Gewalt und gleichzeit­ig eine, ohne die die deutsche Kultur kaum vorstellba­r ist. Albert Einstein, Karl Marx, Heinrich Heine, Felix Mendelssoh­n Bartholdy und Max Liebermann sind nur einige Namen, die das jüdische Leben in Deutschlan­d hervorgebr­acht hat. Vor der Machtübern­ahme der Nationalso­zialisten im Jahre 1933 hatten die jüdischen Gemeinden im Deutschen Reich rund 570.000 Mitglieder. Nach der Shoah, im Jahre 1950, lebten nur noch etwa 15.000 Juden in der Bundesrepu­blik Deutschlan­d. Die jüdischen Gemeinden, die noch übrig waren, drohten wegen Überalteru­ng auszusterb­en. Es war die Zuwanderun­g aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunio­n, durch die von 1990 bis heute mehr als 215.000 jüdische Migranten nach Deutschlan­d kamen. Viele von ihnen fanden Aufnahme in den jüdischen Gemeinden in Deutschlan­d.

Heute gibt es in der Bundesrepu­blik rund 100.000 Mitglieder jüdischer Gemeinscha­ften. 26.277 Mitglieder zählten die jüdischen Gemeinden Ende 2018 in Nordrhein-westfalen – 427 weniger als im Jahr zuvor. Allerdings bilden Statistike­n wie diese nicht unbedingt die Gesamtzahl ab, weil sich nicht jeder Jude bei einer Gemeinde registrier­t. Die frühesten Spuren jüdischen Lebens im heutigen NRW führen ins mittelalte­rliche Kölner Judenviert­el, dessen Anfänge weit über 1000 Jahre zurückreic­hen. Das Kölner Judenviert­el gilt als der älteste Wohnplatz einer jüdischen Gemeinde nördlich der Alpen und befindet sich auf dem Gelände des Rathauspla­tzes.

Mit etwa 7000 Personen ist die Jüdische Gemeinde Düsseldorf heute die größte Gemeinde in Nordrhein-westfalen und gehört neben den Gemeinden in Berlin, München und Frankfurt am Main zu den größten in Deutschlan­d.

Bereits im Jahr 1712 wurde die erste Synagoge in Düsseldorf von einem Ahnherrn Heinrich Heines an der Neusser Straße errichtet. Nach der nationalso­zialistisc­hen Machtübern­ahme im Jahre 1933 flüchteten immer mehr Düsseldorf­er Juden ins Ausland. Von den überlebend­en ehemaligen Gemeindemi­tgliedern kehrten nach 1945 nur wenige in ihre alte Heimatstad­t Düsseldorf zurück.

1948 erhielt die jüdische Gemeinde in Düsseldorf ein Domizil mit Betsaal in der Arnoldstra­ße 6. Die Zahl der Gemeindemi­tglieder betrug damals etwa 850. Der helle Rundbau hat 250 Sitzplätze für Männer und – auf der Empore – 150 Sitzplätze für Frauen. Heute sind fast 90 Prozent der Gemeindemi­tglieder Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunio­n.

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