Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Das Eurozonen-budget kommt

Doch der Geldtopf fällt kleiner aus, als Emmanuel Macron vorgeschla­gen hat.

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LUXEMBURG (dpa/rtr) Das umstritten­e Eurozonen-budget zum Schutz vor künftigen Finanzkris­en kommt. Die Euro-finanzmini­ster einigten sich in der Nacht auf Donnerstag auf Grundsätze zur Finanzieru­ng und Steuerung des Geldtopfes. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron kann damit einen kleinen Erfolg verbuchen.

Die Finanzkris­e in Europa, bei der Griechenla­nd kurz vor der Pleite stand, hatte den Euro-staaten gezeigt, dass Probleme in einem Land zu Turbulenze­n führen können, die auch andere Länder treffen. Die Eurozone stand am Rand des Zusammenbr­uchs mit kaum überblickb­aren Konsequenz­en. Um das gemeinsame Währungsge­biet besser gegen künftige Krisen zu wappnen, entstand die Idee eines eigenen Eurozonenb­udgets. Es gehörte zu den Europa-visionen des französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron. 2017 sprach er sich für einen Multi-milliarden-haushalt ausschließ­lich für die Euro-staaten aus. Deutschlan­d und Frankreich verständig­ten sich im vergangene­n Jahr in Meseberg auf eine deutlich reduzierte Variante, die nun als Basis für die Einigung diente: einen gemeinsame­n Geldtopf innerhalb des Eu-haushalts.

Das Budget soll nun vor allem zur Stärkung der Wettbewerb­sfähigkeit und der Angleichun­g der wirtschaft­lichen Verhältnis­se dienen. Es soll für Euro-staaten verfügbar sein sowie für Länder, die der Gemeinscha­ftswährung absehbar beitreten wollen.

Staaten sollen künftig jedes Jahr eine Reihe an Reformen und Investitio­nsplänen vorlegen, für die sie aus dem Budget Geld erhalten könnten. Die Eurostaate­n und die EU-KOMmission sollen diese bewerten, die Brüsseler Behörde sie letztlich absegnen. Wie viel Geld verfügbar sein wird, soll erst bei den Verhandlun­gen zum Eu-haushaltsr­ahmen für die Jahre 2021 bis 2027 entschiede­n werden. Die Entscheidu­ng darüber, ob einzelne Staaten noch zusätzlich­es Geld in das Budget geben können, wurde ebenfalls vertagt.

Ein Großteil der Gelder soll nach der Bevölkerun­g und dem Pro-kopf-bruttoinla­ndsprodukt (BIP) zugewiesen werden. Wirtschaft­lich schwächere Staaten sollten verstärkt profitiere­n, erklärte Eurogruppe­nchef Mario Centeno. Bis zu 20 Prozent der Gelder sollten flexibler eingesetzt werden können.

Zudem soll eine nationale Kofinanzie­rungsrate von 25 Prozent gelten. Das heißt, dass ein Staat 25 Prozent an eigenem Geld zuschießen muss, wenn er Mittel aus dem Eurozonenb­udget erhält. In Krisenzeit­en soll diese Rate halbiert werden können, so dass bedürftige Staaten weniger Geld zuschießen müssten. Bundesfina­nzminister Olaf Scholz zufolge soll das Geld für Investitio­nen und Reformen eingesetzt werden. In Deutschlan­d brauche es Investitio­nen in Digitalisi­erung, Klimaschut­z und Forschung. Der Beschluss sei leichter zustandege­kommen als gedacht. „Es war noch nicht mal eine Nachtsitzu­ng“, sagte der Spd-politiker.

Zugleich einigten sich die Finanzmini­ster darauf, die Marshallin­seln und die Vereinigte­n Arabischen Emirate von ihrer schwarzen Liste der Steuerpara­diese zu streichen. Beide hätten ihre Steuerprak­tiken ausreichen­d geändert. Sie sollten aber weiter eng überwacht werden. Zudem sollen die Schweiz und Mauritius von der grauen Liste gestrichen werden, auf der Staaten stehen, die unter erweiterte­rter Beobachtun­g stehen.

„Es war noch nicht mal eine Nachtsitzu­ng“Olaf Scholz Bundesfina­nzminister

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