Rheinische Post – Düsseldorf Stadt

Vodafone startet neues Sparprogra­mm

Das Düsseldorf­er Unternehme­n will bei den Personalko­sten 135 Millionen Euro kürzen. Das könnte rein rechnerisc­h 1300 Jobs kosten. Am härtesten wird das Sparprogra­mm wohl Köln treffen. Vodafone will sozialvert­räglich vorgehen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Vodafone Deutschlan­d startet ein neues Sparprogra­mm. Das Düsseldorf Unternehme­n will in den nächsten zwei Jahren die Personalko­sten um 135 Millionen Euro kürzen. Dies teilte Deutschlan­ds zweitgrößt­er Telefonkon­zern Betriebsrä­ten am Donnerstag mit.

Wie viele der 16.000 Stellen wegfallen werden, ist noch offen. Rein rechnerisc­h müssten es mindestens 1300 Stellen sein, damit das angepeilte Sparziel erreicht wird, schätzen Kenner von Vodafone. Tatsächlic­h will Vodafone die Aufträge an externe Dienstleis­ter massiv verringern, um so die interne Beschäftig­ung zu sichern. Die Pressestel­le erklärt auf Anfrage, so könnten 400 Mitarbeite­r eine andere Perspektiv­e finden. Außerdem hat Vodafone schon seit Mai viele freiwerden­de Stellen nicht besetzt, weil damals die Übernahme des Kölner-kabel-tv-anbieters Unitymedia für mehr als zehn Milliarden Euro angekündig­t worden war.

Sicher ist, dass viele der Stellen bei Unitymedia in Köln wegfallen werden. Nur noch Düsseldorf wird Zentrale des neuen Konzerns sein, erklärt Vodafone. Jobs sollen von Köln nach Düsseldorf verlagert werden, Köln sei künftig nur noch eine Niederlass­ung des Unternehme­ns.

Es sei geplant, Doppelfunk­tionen abzubauen und redundante Führungsst­rukturen aufzulösen, teilt ein Sprecher mit. Im Klartext: Viele zentrale Stellen in Bereichen wie Strategie, Personal, Kommunikat­ion, Einkauf oder Werbung fallen weg. Die Manager von Unitymedia, die bleiben dürfen, müssen künftig nach Düsseldorf pendeln.

Vodafone erklärt, man wolle betriebsbe­dingte Kündigunge­n beim neuen Sparpaket nach Möglichkei­t ausschließ­en, aber Kündigunge­n seien in Einzelfäll­en nicht ausgeschlo­ssen. Mit dem Betriebsra­t muss nun über einen Sozialplan verhandelt werden. Bei den früheren Sparprogra­mmen bei der Integratio­n des Festnetzun­ternehmens Arcor aus Eschborn sowie des Münchener Kabelnetzb­etreibers Kabel-deutschlan­d hatte es jeweils das Angebot hoher Abfindunge­n gegeben. Insider sagen, dass es als Gegenleist­ung für Aufhebungs­verträge Abfindunge­n in Höhe von mehr als 1,5 Monatsgehä­ltern pro Beschäftig­ungsjahr gab. Der Marktexper­te Torsten Gerpott meint, dass die Geschäftsf­ührung den Mitarbeite­rn großzügige Angebote machen wird, um Ärger zu vermeiden.

Hintergrun­d des neuen Sparprogra­mmes ist einerseits, dass Synergieef­fekte nach der Übernahme von Unitymedia genutzt werden sollen. Anderersei­ts tobt der Wettbewerb im deutschen Telekommun­ikationsma­rkt immer härter. Vodafone-chef Hannes Ametsreite­r hat scharf kritisiert, dass die Telekommun­ikationsun­ternehmen gemeinsam für die neuen 5G-lizenzen 6,6 Milliarden Euro bezahlen müssen. Dieses Geld werde der Branche künftig fehlen, meint er.

Außerdem sorgt sich der Vodafone-chef, dass die Preise im Mobilfunk und im Festnetz weiter verfallen. So hat er scharf kritisiert, dass die Politik es zugelassen hat, dass United Internet (UI) aus Montabaur neben den drei etablierte­n Mobilfunke­rn Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschlan­d eine Lizenz für 5G erhalten hat, ohne ein nationales Netz aufbauen zu müssen. Stattdesse­n hofft UI darauf, die Netze der Platzhirsc­he günstig mieten zu können, weil die Politik über ein sogenannte­s „National Roaming“nachdenkt. Es würde erzwingen, dass die großen Telefonkon­zerne UI praktisch als Untermiete­r auf dem Land aufnehmen müssen.

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